Die Stadtwerke Elmshorn gehen offensiv auf Einkaufstour. Andere Kommunal-Versorger sind zurückhaltender.

Kreis Pinneberg. Der Wettbewerb zwischen den Energieversorgern ist auch unter der Erde entbrannt: Es geht um die Leitungsnetze, genauer: um die Erlaubnis der Gemeinden, die Leitungs-Technik in öffentlichem Grund und Boden zu bauen und zu betreiben - und natürlich geht es um viel Geld.

Zug um Zug laufen die Netz-Konzessionen aus, die die Kommunen den Versorgungsunternehmen erteilt haben und für die sie Abgaben erheben dürfen. In den Nach-Monopolzeiten orientieren sich nun viele Gemeinden neu. Vor allem die Stadtwerke Elmshorn sind aktiv, ihr Netzgebiet zu erweitern - doch der E.on-Konzern, der bislang die meisten Strom- und Gasleitungen außerhalb der Städte betreibt, will sich von ihnen nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Erstmals auffällig wurde diese Entwicklung in Rellingen. Die Stadtwerke Elmshorn übernehmen, wie berichtet, zum 1. Januar kommenden Jahres das Gas-Leitungsnetz von E.on Hanse. Torsten Zipperling, Elmshorns Werkleiter, machte den Rellingern ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten. Nicht allein, dass eine Konzessionsabgabe von 3,6 Cent pro Kilowattstunde in die Gemeindekasse fließt. Übers gemeinsame Unternehmen Rellingen Energie GmbH verdient Rellingen zudem an Netznutzungsentgelten. Das sind jene Gelder, die jeder Lieferant für die Durchleitung des Gases zu seinen Kunden zu zahlen hat - die Kunden selbst merken davon nichts, weil ihr Lieferant die Abrechnung mit dem Netzbetreiber übernimmt.

Als weiterer Vorteil für die Gemeinde Rellingen wird die geringere Entfernung zu den Monteuren genannt, die bei technischen Problemen eingreifen. Die Stadtwerke Elmshorn müssen zwar noch dem E.on-Konzern die Leitungen abkaufen, haben aber auf längere Sicht viele Vorteile. Zipperling: "Wir können unsere Netz-Techniker besser auslasten, profitieren an den Durchleitungsentgelten - und finden einen Einstieg für unseren Vertrieb."

Die Elmshorner Marken "wechselgas" und "wechselstrom" sollen auch in Rellingen Fuß fassen. Dabei blieben die Gemeindewerke Halstenbek auf der Strecke.

"Wir hatten uns beworben, weil wir nicht nur jetzt schon Strom und Gas liefern, sondern das Leitungsnetz Netz unmittelbar an das unsrige angrenzt", so Werkleiter Uwe Lamberti. Beim Strom- und Gas-Verkauf wird er aber den Elmshornern das Feld nicht kampflos überlassen. Als Mitglied im Verbund "Nord Stadtwerke", zu dem auch die Stadtwerke Quickborn gehören, setzt Rellingen auf Einkaufsvorteile durch eine Gruppe.

Unterdessen ist Elmshorn in Sachen "Infrastruktur" auch im Amtsbereich Rantzau aktiv. Laut Zipperling wollen acht Gemeinden mit den Elmshornern nach Rellinger Muster kooperieren.

Barmstedts Werkleiter Fred Freyermuth, der vom Elmshorner Netz umzingelt wird, gibt sich aber gelassen. "Die Unsicherheit in der Bewertung des E.on-Netzes war zu groß. Wir wollen nicht die Katze im Sack kaufen." Die zu erwartenden Kaufpreise reichen in den siebenstelligen Bereich. Kollege Zipperling erwartet durch die neuen Netze mittelfristig Gewinne in sechsstelliger Höhe: "Das rechnet sich."

Elektro-Ingenieur Freyermuth warnt vor einer zu kleinen Aufspaltung der Netze, da an jedem Übergang von einem Betreiber zum anderen eine Mess-Station aufgebaut werden müsse. Deshalb wollte man mit den Stadtwerken Quickborn kooperieren. Gemeinsam mit deren Werkleiter Uwe Timm kamen beide Sieten aber zur Erkenntnis: Nicht wirtschaftlich.

Torneschs Stadtwerkechef Roland Krügel ist in Sachen Netzerwerb ebenso zurückhaltend wie die Stadtwerke Pinneberg. "Die Netzregulierung verspricht nicht gerade üppige Entgelte. Das Bewerben um weitere Netze ist strategisch nicht geboten", so Werkleiter Henning Fuchs.

Sein Kollege Adam Krüppel aus Wedel sieht das differenzierter: "Dort, wo es Sinn macht, werden wir über Bewerbungen nachdenken." In Holm, Hetlingen, Haselau und Haseldorf stehen im kommenden Jahr Ausschreibungen an.