Der Transport der fertigen Groß-Aggregate zu den Auftraggebern aus fernen Ländern erfordert von den Logistikern stets eine echte logistische Meisterleistung.

Uetersen. Die Uetersener Maschinenfabrik Hatlapa hat 700 Tonnen Stahl an einem Tag verschifft. "Das war eine logistische Meisterleistung", freut sich Carsten Ebmeier über den neuen Firmenrekord.

In Lübeck an der Ostsee und in Glückstadt an der Elbe wurden zeitgleich zwei große Ankerziehschleppwinden verladen, die der Schiffszulieferbetrieb aus Uetersen (Kreis Pinneberg) in Schleswig-Holstein für die Erdölförderung auf See gefertigt hat.

"Wir betreiben weiter mit Macht das Offshore-Geschäft", sagt Hatlapa-Geschäftsführer Jörg Tollmien. Insgesamt vier Ankerziehschlepper der Mosvold Shipping-Reederei (Norwegen) wurden mit allen Decksmaschinen ausgerüstet. Die Schiffe werden auf der Werft "Batamec" (Indonesien) unter Regie von Otto Marine (Singapore) gebaut. Nach Genua in Italien wurde für die Fincantieri-Gruppe die zwölfte Ankerzieh-Schleppwinde ausgeliefert. Diese wird Schlepper der 3000-Bruttoregistertonnen-Klasse bei Ölbohrarbeiten für einen großen Erdölkonzern im Mittelmeer unterstützen.

290 Tonnen wiegt die Ankerzieh-Schleppwinde, die von Glückstadt aus ihre Schiffsreise antrat. Die für Indonesien bestimmte ist sogar noch 100 Tonnen schwerer. "Das hört sich bei dem Gewicht zunächst nicht viel anders an", erklärt Ebmeier. "Aber der Unterschied ist enorm. Das ist der nächste Quantensprung. Damit spielen wir in einer anderen Liga."

So ließ Hatlapa die Megamaschine in Lübeck bei der Firma LMG montieren und dort auf einen Ponton der Reederei Harms verladen, den sie mit Hilfe eines Schleppers der Reederei Schramm von Lübeck über den Nordostsee-Kanal nach Hamburg verbrachten, wo die Maschine auf ein großes Stückgutschiff der Rickmers-Linie ("Rickmers Dalian") gehievt wurde, das sie schließlich nach Singapore bringt. Allein der Ladevorgang in Lübeck hat 14 Stunden gedauert, erzählt der Logistikexperte.

Und so wurde die fast 400 Tonnen schwere Hightech-Konstruktion über ein Unterfahrmodul-Fahrzeug mit 80 Reifen Stück für Stück vorsichtig und äußerst langsam auf den Ponton gefahren. Dieser war mit 1400 Tonnen Wasser beladen, das nach und nach abgelassen wurde, um immer wieder das Niveau zwischen dem Land- und Wasserfahrzeug auf eine Ebene zu bringen. Reifen für Reifen, Zentimeter für Zentimeter wurde so die Schleppwinde auf den Ponton geschoben, der durch das Gewicht sofort nach unten sank und durch ablassendes Wasser im Ponton wieder nach oben gedrückt werden musste. Dies verlangte höchste Konzentration und Präzision, sagt Ebmeier. 15 Mann waren damit beschäftigt.

Hatlapas Logistikchef beaufsichtigte dieses Arbeiten praktisch in Zeitlupe. In Glückstadt war seine Anwesenheit nicht vonnöten. Diese Arbeiten sind dort inzwischen fast Routine. Die Elmshorner Firma Kühl hob mit zwei großen Kränen die im Stammwerk Uetersen gebaute 290-Tonnen-Ankerzieh-Schleppwinde auf das Küstenmotorschiff.

Die arbeitsintensive Prozedur in Lübeck wird jetzt alle zwei Monate noch dreimal wiederholt werden müssen. Für den Auftraggeber in Singapore bestückt Hatlapa alle vier Schiffe mit allen Maschinen an Deck: Verhol-, Speicher-, Arbeits- und Schleppwinden sowie Pumpenaggregate. Das Herzstück bildet die 390 Tonnen schwere Ankerzieh-Schleppwinde, die eine Zugkraft von bis zu 500 Tonnen und eine Haltekraft von 600 Tonnen besitzt.

Nicht nur die Kraft und Ausmaße der Schleppwinde sind beeindruckend. Sechs hydraulische Motoren mit einer Leistung von jeweils 440 Kilowatt machen ein stufenloses Regeln und Bremsen des bis zu 7600 Meter langen Stahlseils möglich. Damit lassen sich Ölfördertürme selbst auf hoher See filigran bewegen und am Meeresboden verankern. Die Pumpen pressen 4000 Liter Öl pro Minute durch die Aggregate. Bei 500 Tonnen Volllast zieht die Winde 18 Meter Seil pro Minute.