Die Idee spukte Leni Rieke lange im Kopf herum. Jetzt hat sie das Vorhaben in die Tat umgesetzt: Ganz normale Frauen wie eine Diva zu fotografieren.

Haselau. Ihre Modells: Zehn Frau aus ihrer Wahlheimat Haselau, darunter eine Landwirtin, eine Steuerberaterin, eine Lehrerin, eine Gastwirtin - Menschen wie du und ich.

Entstanden sind wunderschöne Bilder von Frauen, wie sie sich selbst noch nie gesehen haben. "Das bin ich sonst überhaupt nicht", sagt Anke Winkler. Und doch freut sie sich über die Bilder, bewundert auch die Fotos der anderen Frauen. Die Fotografin hatte alle Akteure von vornherein gewarnt: "Ihr werdet euch nicht wiedererkennen."

Doch alle zehn machten mit, unterstützten sich gegenseitig. Denn in der 1200-Einwohner-Gemeinde kennt ohnehin fast jeder jeden. Aber so, wie Leni Rieke sie fotografierte, geht sonst niemand auf die Straße.

Bis zu drei Stunden standen die Damen ihrer Fotografin Modell. Vorher war noch die Friseurin Barbara Kell am Zuge und sorgte für den besonderen Schnitt, die interessante Farbe im Haar und auf den Wangen. Einige Frauen holten extra für den Termin den eigenen Schmuck und die schöne Robe hervor, andere ließen sich gern mit fremden Federn schmücken - aus der Garderobe der Haselauer Sängerin Elke Andièl.

Die Fotografin Leni Rieke lebt seit Mitte der 90er-Jahre in der Marschgemeinde. Ihren Beruf kannten bislang nur die Wenigsten. "Vor 20 Jahren habe ich die Ausbildung zur Fotografin gemacht", erzählt Leni Rieke. Doch als alleinerziehende Mutter hatte sie in der Folgezeit andere Aufgaben wahrzunehmen.

Kürzlich ermunterte sie ein Freund, wieder in den Beruf einzusteigen. Dafür stellte er ihr die Hälfte seiner eigenen Ausrüstung zur Verfügung. Platz fürs Studio gibt es im eigenen Haus - direkt am Übergang zum Marschenland - genug, seitdem die Tochter eigene Wege beschreitet. Und Leni Rieke startete durch, wagte sich an das Frauenprojekt und begeisterte dafür mutige Frauen.

"Mir hat es viel Spaß gemacht, in eine andere Rolle zu schlüpfen", sagt Anke Winkler. Sie hat sich - wie drei andere Damen - für die aktuelle Ausstellung im "Deichhof Café" auch im Alltag fotografieren lassen.

Diesen weiteren Schritt, sich öffentlich zu zeigen, haben nicht alle mitgemacht. "Das ist völlig okay", sagt Leni Rieke. Sie hatte ursprünglich nur geplant, die Bilder zu der Kreiskulturveranstaltung in Haselau zu zeigen. Aber der Zuspruch war groß, die Nachfrage wuchs, und dass die Bilder beeindrucken, erlebte Leni Rieke bei der ersten Vernissage mit Frauen und Ehemännern: Als jeder zum ersten Mal die Bilder groß und gerahmt an der Wand sah, war es still im Raum. Anke Winkler verriet später der zunächst verunsicherten Fotografin: "Wir waren so beeindruckt. Die Bilder sind atemberaubend."