Wenn am 4. November die iranischen Regimekritiker durch die Straßen Hamburgs marschieren, um gegen die Mullah-Diktatur zu protestieren, dann wird wieder einmal ein Wedeler in vorderster Front mitlaufen: Parviz Mokhtary - Gastronom und Gottesstaat-Gegner.

Hamburg/Wedel/Teheran. Mokhtary ist einer der Organisatoren der Widerstandszene in der Hansestadt.

Der 4. November, das ist der Jahrestag jener schändlichen Völkerrechtsverletzung, die sich im Jahre 1979 ereignete. Damals stürmten fanatische Studenten die US-Niederlassung in Teheran und nahmen die Botschaftsangehörigen als Geiseln. 444 Tage lang bangten sie um ihr Leben, bis sie letztlich frei kamen. "Für uns ist dieses Datum der ,Tag des Kampfes gegen die Tyrannei'", sagt Mokhtary (58).

Vor 26 Jahren kam er nach Deutschland - und eigentlich hat er jenen, zu denen er jetzt in harter Opposition steht, seine Freiheit zu verdanken. "Ich bin schon unter dem Schah-Regime ins Gefängnis geworfen und dank einer Amnestie kurz vor Khomeinis Zeit frei gelassen worden", sagte der glühende Demokrat. Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern war der damals sozialistisch ausgerichtete Student von den Schergen des Schahs verhaftet worden. Er hatte verbotene Literatur besessen, Flugblätter gedruckt und wollte eine sozialistische Partei gründen. Urteil: lebenslänglich.

Als vier Jahre später der persische Kaiser während der islamischen Revolution verjagt wurde, änderte sich für Mokhtary und seine Kameraden nur die Art der Unterdrückung, denn für Demokratie hatten auch die neuen Machthaber nicht viel übrig. So nutzte der gelernte Diplom-Verwaltungswirt nach der Amnestie die Chance, sich in die Bundesrepublik abzusetzen.

Aus dem politischen Flüchtling und Iraner wurde ein Unternehmer mit deutschem Pass. Doch die Solidarität mit seinen Landsleuten hörte nicht auf. Er gründete einen Verein zur Unterstützung der Rechte politischer Gefangener und einen Club iranischer Flüchtlinge, von denen Tausende allein im Großraum Hamburg leben. Insbesondere nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen, die von dem Fundamentalisten Ahmadinedschad auf für viele Menschen mysteriöse Weise gewonnen wurden, hat sich das Engagement von Mokhtary nochmals erhöht.

Der Wedeler organisiert Dichterlesungen und Demonstrationen für die Menschenrechte, er hilft bei Beteiligungen an Aktionen wie dem Karneval der Kulturen und steht den Studenten bei der Organisation ihrer Proteste zur Seite. "Das ist sehr wichtig, weil Nachrichten über den Widerstand auch in die Gefängnisse gelangen. Das gibt den Gefangenen Hoffnung - das habe ich am eigenen Leibe erlebt."