Der gebürtige Berliner hat sich mit der Lehre im Pinneberger Holzblasinstrumenten-Studio von Torsten Köhler seinen Jugendtraum erfüllt.

Pinneberg. Seit neun Jahren spielt Johannes Garstecki Saxophon. "Bei so einem Instrument klemmt immer mal wieder eine Klappe oder ein Ton kommt nicht richtig raus." Wann immer der heute 22-Jährige das gute Stück zur Reparatur brachte, wäre er am liebsten den ganzen Tag in der Werkstatt des Instrumentenbauers geblieben, um dem Meister bei der Arbeit zuzusehen. "Ich war total fasziniert davon." Der geborene Berliner hat sich längst seinen Jugendtraum erfüllt. Und zwar in Pinneberg.

Nach dem Abitur begann er bei Meister Torsten Köhler in der Pinneberger Friedenstraße eine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher. Johannes Garstecki hat seine Lehre inzwischen abgeschlossen. Und zwar mit Bravour: Am Sonntag wurde er als einer der Innungsbesten des Landes in Rendsburg im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerkes von der Handwerkskammer Schleswig-Holstein geehrt.

Einen Ausbildungsplatz in der Branche zu kriegen, ist eine Leistung für sich. Die Plätze sind begehrt, die Meisterbetriebe dünn gesät. Bundesweit gibt es nur 32 Ausbildungsfirmen- der einzige Schleswig-Holsteins ist in Pinneberg. Der Kontakt zum Pinneberger Holzblasinstrumentenmacher-Meister kam über ein Gewinnspiel zustande, das Torsten Köhler über eine Internetplattform für Musiker ausgeschrieben hatte. Der Preis - ein Reparaturgutschein in Höhe von 450 Euro - ging an Johannes Garstecki in Berlin. So kam der junge Mann nach Pinneberg, bekam bei Torsten Köhler ein Praktikum, das er so überzeugend bewältigte, dass Köhler ihn im Oktober 2006 als Auszubildenden einstellte.

Drei Jahre lang lernte Garstecki die Arbeit mit und an sämtlichen Holzblasinstrumenten - von Oboe und Klarinette, über Saxophon, Querflöte, bis Fagott und Blockflöte. Er lernte, die Mechanik der Instrumente zu bauen und zu richten, zu drechseln, zu polstern und Kork präzise in millimeterkleine Stückchen zu schneiden. Er arbeitete mit Metall, Filz und Holz. Und er lernte, jedes Instrument seines Arbeitsbereiches anzublasen: "Das sollte man können, denn nur so weiß ich nach einer Reparatur, ob das Instrument auch wirklich fehlerfrei funktioniert."

Die Berufsschule besuchte er während der drei Jahre mehrmals für jeweils sechs bis acht Wochen in Ludwigsburg, eine von zwei Berufsschulen der Branche in Deutschland. Als Gesellenstück drechselte Garstecki ein Klarinettenoberstück mit drei aufgesetzten Klappen. Diese Arbeit und die Abschlussnote "gut" qualifizierten ihn für die Teilnahme am Landeswettbewerb des Deutschen Handwerks, bei dem die "Besten der Besten" ausgewählt wurden.

Als Landessieger hat sich Johannes Garstecki automatisch für den Bundeswettbewerb des Deutschen Handwerks qualifiziert. Am kommenden Sonnabend, 7. November, reist der Saxophonist nach Ludwigsburg, um dort gegen sechs junge Gesellen seines Fachs anzutreten. "Die Aufgabe kenne ich noch nicht. Ich soll mein Werkzeug mitbringen. Mehr weiß ich nicht. Das wird auf jeden Fall spannend." Der Bundessieger bekommt als Preis eine staatliche Förderung plus 2500 Euro für weiterbildende Maßnahmen. "Das wäre schon was", sagt Johannes Garstecki, der von Torsten Köhler im Sommer als Geselle übernommen worden ist.

Garstecki träumt von einem Praktikum im Ausland. "Am liebsten in Japan". Sein Berufsziel: "Ich will meinen Meister machen und mich dann irgendwann selbstständig machen. Je mehr Erfahrung ich sammele, desto besser." Aber vorher will der junge Mann seinen ganz persönlichen Traum realisieren: "Ich möchte ein komplettes Instrument bauen, das in einem Konzert spielt. Eine Klarinette oder vielleicht auch ein Saxophon. Aber ob ich das in meinem Leben hinkriege? Ich weiß es nicht. "

Wer mal einem Holzblasinstrumentenmacher bei der Arbeit zuschauen möchte: Eine Webcam auf der Internetseite des Holzblasinstrumenten-Studios Meisterwerkstatt "ToKo" von Torsten Köhler zeigen den Gesellen Johannes Garstecki, den Meister und die Auszubildende Kirsten Geisen tagsüber in Aktion.

www.holzblasinstrumenten-studio.de