Diskriminierenden Bilder und Videos kursieren im Netz. Opfer von Mobbing können sich kaum wehren, weil die Täter unerkannt bleiben.

Kreis Pinneberg. Das Internet ist für viele ein Segen. Für einige jedoch es ist ein Fluch: Für diejenigen, die Opfer des sogenannten Cybermobbings oder auch Cyberbullying werden. Insbesondere Jugendliche nutzen das Medium, um Gleichaltrige fertig zu machen. Das Problem: Die Opfer können sich kaum wehren, die Täter bleiben häufig unerkannt - und die diskriminierenden Bilder, Videos oder Texte kursieren teilweise dauerhaft im Netz.

"Es herrscht bei Eltern und Lehrern eine große Verunsicherung, wie mit den Gefahren und Risiken des Internets umgegangen werden soll", sagt die Kreisjugendschützerin Katja Koehler. Sie hat die Initiative ergriffen und bietet gemeinsam mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft eine Info-Veranstaltung für Erwachsene an. Denn eines weiß Katja Koehler genau: "Viele Eltern haben nicht die geringste Ahnung, was ihre Kinder da im Internet so treiben!"

Hauke Vietzke, Jugendsachbearbeiter beim Polizeirevier Pinneberg, kann diesen Eindruck bestätigen. "Die Vernehmung von Jugendlichen findet immer in Anwesenheit der Erziehungsberechtigten statt. Viele Eltern sind dann völlig konsterniert, wenn sie erstmalig erfahren, wie ihre Kinder ticken." Der Ermittlungsbeamte spricht von einer erheblichen Zunahme von Straftaten, die mit dem Internet in Verbindung stehen. Separat erfasst werden sie jedoch nicht, da die Kriminalstatistik nur Deliktbereiche wie Beleidigung, Nötigung oder Körperverletzung ausweist. "Das ist kinderleicht, ein Profil anzulegen oder einen Handy-Film ins Internet einzustellen, da genügen wenige Klicks", weiß Katja Koehler. Während sich Kinder und Jugendliche täglich stundenlang online aufhalten würden, verbringe der Großteil der Erwachsenen die Zeit offline oder nutze das Internet zu anderen Zwecken als ihr Nachwuchs.

"Leider vertrauen sich viele Jugendliche, die von anderen im Netz gedemütigt und erniedrigt werden, weder ihren Eltern noch ihren Lehrern an", bedauert die Kreisjugendschützerin. Das habe oft nur einen Grund: "Die sind sich sicher, dass die Erwachsenen das alles gar nicht verstehen."

Polizist Vietzke berichtet von einem Fall, wo ein Heranwachsender im Portal SchülerVZ diffamiert wurde - in gleich 277 Blogs! Vietzke: "So was passiert leider viel häufiger, als wir erfahren!" Manchmal würden solche Fälle erst offenbar, wenn es zwischen Täter und Opfer zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kommt.

Im Rahmen der Veranstaltung wird Christa Limmer von der Aktion Kinder und Jugendschutz Schleswig-Holstein über Cybermobbing berichten. Im rechtlichen Teil informieren Staatsanwalt Christian Irmer-Tiedt und Polizist Vietzke, wie schnell die Grenze zur Straftat überschritten wird und welche Strafen drohen. Generell gilt: Werden Handys oder Computer zur Verübung einer Straftat benutzt, werden sie als Tatmittel eingezogen! In einem praktischen Teil wird dann Jugendschützerin Koehler in die Funktionsweisen und -möglichkeiten von Internet-Communities und Videoplattformen einführen.