Neben der Chinesin werden im Wedeler Ratssaal 80 Migranten während eines stilvollen Festaktes eingebürgert.

Kreis Pinneberg. In feierlichem Rahmen wird Landrat Wolfgang Grimme am Montag 80 Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, Ausgaben des Grundgesetzes überreichen. Viel wichtiger wird den Männern und Frauen aus aller Herren Länder jedoch wohl die Einbürgerungsurkunde sein, die sie ebenfalls erhalten. Die Veranstaltung, auf der aus Migranten Deutsche werden, wird um 16.30 Uhr im Ratssaal von Wedel beginnen - jedermann ist willkommen, bei der Begrüßung der "neuen Einheimischen dabei zu sein.

Vor diesem ganz besonderen Ereignis, zu dem Wedels Bürgermeister Niels Schmidt die Festrede halten wird, hatten die Neu-Bürger nicht nur zu erklären, dass sie sich zu ihrer neuen Heimat bekennen, sondern auch einen Test zu absolvieren, in dem das Wissen über Kultur und Werte, Geschichte und Politik darzulegen war.

Laiying Chen aus China machte das mit Bravour: 32 von 37 gestellten Fragen beantwortete die junge Frau aus Wedel richtig - und darf sich jetzt freuen: "Mein Sohn und ich werden hier eine bessere Zukunft haben als in China!"

Diese Zukunft begann eigentlich bereits 1996 im Reich der Mitte. Erich Fischer war als Mechaniker für einen deutschen Konzern dort im Einsatz und lernte die aus der Provinz Kanton stammende Logistik-Beraterin auf der Baustelle kennen - und lieben. Die beiden heirateten und nach einigen Jahren wurde Sohn Dennis geboren.

Im Jahr 2005 war Fischers Auftrag beendet, er kehrte nach Deutschland zurück - seine Familie nahm er mit. "Ich möchte hier ganz normal leben und einen Job bekommen, deshalb habe ich kurz danach Sprachkurse bei der Volkshochschule belegt", sagte Laiying Cheng.

Der feste Wille zur Integration zeigt sich an weiteren Details: "Ich habe auch gleich einen Führerschein gemacht, denn mein chinesischer hat hier nicht gegolten." Hunderte von Fragen einer komplizierten Materie in einer fremden Sprache erledigte Laiying Cheng mit null Fehlern - eine Meisterleistung!

Die Integration wurde der jungen Frau zum einen durch ihren deutschen Mann erleichtert, aber die Chinesin trug auch ihren Teil dazu bei, dass ihr Deutschland mehr und mehr vertraut wurde. Sie nahm an Vorbreitungslehrgängen zur Einbürgerung teil, und viel machte auch der Kontakt zu anderen Müttern aus, die sie über den katholischen Kindergarten kennenlernte, in dem ihr Dennis betreut wurde.

"Über den Lütten habe ich viele nette Menschen kennengelernt", sagt die Mutter - und ist sich gar dabei nicht so bewusst, dass sie mit dem plattdeutschen Begriff "lütt" schon Sprache auf fortgeschritten-einheimischem Niveau betreibt. Durch den bisher fehlenden deutschen Pass reichte es für Laiying Cheng-Fischer nur zu Aushilfsjobs wie beispielsweise die stundenweise Hilfe in einem Schuhgeschäft-Lager. Sie ist sich für solche Arbeiten zwar nicht zu schade, doch vor dem Hintergrund ihrer Qualifikationen weit unterfordert. Deshalb ist ihr größter Wunsch für die nächste Zeit: "Ein richtiger Job!"

An Deutschland gefällt ihr, dass die Menschen freier leben als in China. "Und hier herrscht nicht so eine harte Konkurrenz schon im Kindesalter, sondern Kinder haben hier Möglichkeiten, sich zu entfalten."