Freddy Rode und seine Frau Karin haben 25 Jahre Kaffee, Kuchen und Kultur in einem einmalig schönen Ambiente angeboten.

Barmstedt. Wenige Monate vor seinem 25-jährigen Bestehen gibt das Ehepaar Karin Bergmann-Rode und Freddy Rode das beliebte Galerie-Café auf der Rantzauer Schlossinsel auf. Aus gesundheitlichen Gründen, wie der 67 Jahre alte Rode sagt. "Uns ist diese Entscheidung schwer gefallen", ergänzt seine Frau Karin. "Das ist unser Kind. Unsere Mitarbeiter sind alle ganz traurig."

Damit Barmstedt das gemütliche Café in idyllischer Umgebung erhalten bleibt, suchen Stadt und Betreiber jetzt schnell einen Nachfolger. "Wir wollen uns nicht still und heimlich verabschieden, sondern den Übergang geregelt wissen", erklärt Rode. "Wir möchten, dass das Café in unserem Sinne fortgeführt wird und alle 14 Mitarbeiter übernommen werden." Darüber hätten sie sich mit den Stadtvätern verständigt.

Das Galerie-Café genießt heute einen einzigartigen Ruf weit über die Kreisgrenze hinaus. Das hat zum einen mit dem tollen Ambiente des alten Schlossgefängnisses zu tun, das auf der idyllischen Insel im Rantzauer See liegt. Zum anderen ist es der liebevolle Service, die familiäre Atmosphäre und das ungewöhnliche Angebot, das die Gäste magisch anzieht. Es gibt nämlich neben Kaffee und Kuchen nur ein einziges richtiges Menü zu essen: das Knastessen. Das sind "Nageknochen, Erdäpfel, Grünzeug der Saison und saure Milch", wie die geschmorten Rippchen mit Kartoffeln, buntem Salat und selbst gemachtem Kräuterquark auf der Speisekarte genannt werden. Dazu ziehen sich die Gäste Sträflingsuniformen an, werden stilecht herumkommandiert und können ihre Mahlzeit in einer der beiden Gefängniszellen verspeisen.

Dieses Erlebnisessen ist ein Hit. "Das war von Anfang an ein Riesenerfolg", erinnert sich Rode. Im Sommer sei die Terrasse bei gutem Wetter ohnehin "brechend voll". Aber auch im Winter sei das Lokal mit seinen 80 Plätzen oft ausgebucht. Aus Süddeutschland, Dänemark und Holland kehren die Gäste bei den Rodes ein. Prominente wie Schauspieler Horst Frank, Ministerpräsident Björn Engholm, Tenor Andrea Bocelli oder Schriftsteller Pavel Kohout waren hier zu Gast.

Doch anfangs sah es gar nicht nach diesem Erfolg aus. Rode arbeitete als Portraitmaler in Bad Segeberg. In der Wassermühle Rantzau kaufte er seine Malutensilien ein und entdeckte die Ruine auf der Schlossinsel, die gerade von Stadt, Kreis und Land für 500 000 Mark restauriert wurde. Ein Café-Betreiber wurde gesucht, und die Rodes griffen zu. Das war im Mai 1985. "Eineinhalb Jahre später waren wir pleite", erinnert sich Freddy Rode. Da sie weder alkoholische Getränke noch Speisen verkaufen und Ausflügler ihre belegte Brötchen im Café verzehren durften, war kein Geld zu verdienen. So ersannen die Rodes mit dem damaligen Bürgermeister Henry Behrens die Idee mit dem Knastessen und konnten endlich von dem gemütlichen Café leben.

"Uns war in all den Jahren nie langweilig", sagt Karin Bergmann-Rode. "Wir werden unser kleines Café vermissen."