Für Rellingens Gleichstellungsbeauftragte Dorathea Beckmann wird es bald mehr zu tun geben: Ihr Posten war erst mit Wirkung zum 1. Juli 2006 auf Betreiben der CDU-Fraktion von 25 auf zehn Stunden wöchentlich reduziert worden.

Rellingen. Jetzt soll im Stellenplan für 2010 die Gleichstellungsarbeit auf 15 Stunden erweitert werden. Der Kurswechsel wird nun auch von den Christdemokraten mitgetragen.

Hintergrund für den Ausbau des Arbeitsbereichs sind die gestiegenen Beratungsanfragen im Amt für Bürgerservice. Dabei zeigt sich, dass sich auch in der beschaulichen Baumschulgemeinde Rellingen die sozialen Strukturen verändert haben. "Wir erleben es immer häufiger, dass beispielsweise Mütter mit kleinen Kindern völlig aufgelöst bei uns erscheinen, weil sie mit ihren häuslichen Problemen total überfordert sind", schildert Amtschefin Silke Mannstaedt die Situation. Obwohl es das Sozialamt im früheren Sinne nicht mehr gebe, kämen die Probleme häufig ans Licht, wenn beim Bürgerservice Wohngeld beantragt werde.

Die Zahl der Fälle schwankt. Doch der Zeitaufwand ist beträchtlich, wenn es darum geht, bei Trennungssituationen, häuslicher Gewalt oder Schulden nach ersten Kontaktgesprächen die Betroffenen an die zuständigen Hilfs- und Beratungsstellen zu vermitteln.

Dorathea Beckmann ist ausgebildete Fachkraft für solche Anliegen und nach Worten von Silke Mannstaedt auch bereit, diese Aufgaben im erweiterten Umfang zu leisten. Nach der Reduzierung der Gleichstellungsarbeit hatte sie die Koordinierung der Nachmittagsangebote im Schulzentrum Egenbüttel, das jetzt Gemeinschaftsschule ist, übernommen. Auch mit der neuen Aufgabe bleibt für beide Zuständigkeitsfelder genügend Spielraum. Zusätzlich zum Dienstag sollen weitere Beratungsstunden freitags angeboten werden.

Oft genug würden in der Schule die sozialen Probleme der Familien sichtbar, sagt SPD-Fraktionschef Helmut Tilgner. Somit könnten die Aufgaben gut ergänzt werden. Für die SPD sei der geplante Stellenausbau eine nachträgliche Bestätigung ihrer Haltung, sagt Tilgner. Auch Grüne und zahlreiche Frauen- und Sozialorganisationen hatten damals vehement, aber vergeblich gegen die Kürzung gefochten. Bürgervorsteher Albert Hatje (CDU) bekam 583 Protestpostkarten.

Auch CDU-Fraktionschef Dieter Schröder, einst Betreiber der Arbeitsbeschränkung, argumentiert jetzt mit dem erhöhten Beratungsbedarf für den Ausbau der Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten. Als Ursache sieht der Christdemokrat neben anderen sozialen Veränderungen auch die Folgen der Wirtschaftskrise. Um das erweiterte Spektrum der Aufgaben deutlich zu machen, soll Beckmann künftig als "Gleichstellungs- und Familienbeauftragte" tätig sein.