Im Mittelpunkt stehen Bände von Goethe, der viele Briefe an die Gräfin zu Stolberg-Stolberg in Uetersen schrieb.

Uetersen/Holm. Was haben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Amerikas ehemalige First Lady Laura Bush, Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Björn Engholm, der frühere Kieler Innenminister Klaus Buß und die Haselauer Pianistin Anne Clasen gemeinsam? Sie besitzen Miniaturbücher. Seit zwei Jahrtausenden gibt es Bücher im Miniformat. Einen Einblick in die Zauberwelt des Miniaturbuches gibt die Holmer Journalistin Andrea Stange (50) während einer Ausstellung im Museum für Stadt- und Heimatgeschichte Uetersen, Parkstraße 1 c. Dort zeigt sie von Sonntag bis zum 1. Advent, 29. November, 379 Exemplare aus ihrer Sammlung. Umrahmt wird die Präsentation von Lesungen und einem Pixi-Tauschtag am 1. Advent.

Andrea Stange ist seit 22 Jahren leidenschaftliche Sammlerin kleinformatiger Bücher und Broschüren, die nicht größer als 100 mal 100 Millimeter sein dürfen. Sie hat mit mehr als 5000 Objekten Norddeutschlands größte bekannte Sammlung.

Die Museumsmacher des Vereins "Historisches Uetersen" um den Vorsitzenden Johann-Otto Plump bieten mit Stanges Unterstützung ein buntes Programm, das auch Kinder ansprechen soll. Die Ausstellung wird am Sonntag, 18. Oktober, um 14 Uhr eröffnet. Eine Einführung in das Thema wird der Hamburger Kunsthistoriker und Journalist Dr. Dietmar Vogel geben. Ergänzt wird die Ausstellung durch Postkartenmotive rund ums Buch. Sie stammen von Ernst Vietze aus Uetersen, der eine sehr große Sammlung von Postkarten aus aller Welt besitzt.

Im Mittelpunkt der Miniaturbuch-Ausstellung stehen Bände von Goethe. "Das ist eine Hommage an den Dichterfürsten, der auf besondere Weise mit Uetersen verbunden war", erläutert Stange in Anspielung auf das von Elsa Plath-Langheinrich herausgebrachte Buch "Als Goethe nach Uetersen schrieb", in dem der Briefwechsel zwischen Goethe und der Conventualin "Gustchen" Augusta Louise Gräfin zu Stolberg-Stolberg beschrieben wird. Es werden unter anderen neun Miniatur-Faust-Ausgaben zu sehen sein.

Zweiter Themenschwerpunkt ist "Der Dichterprinz und seine Künstlerfreunde". Prinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden (1852-1908), einst Schlossherr in Haseldorf, ist nämlich ebenso im Miniaturbuch-Format zu finden wie seine Dichterfreunde Rainer Maria Rilke, der 1902 mehrere Wochen auf dem Schloss logierte, und Detlef von Liliencron. Und auch Kinderbücher des berühmten Helgoländer Autors James Krüss werden zu sehen sein.

Andrea Stange, Vorsitzende des Sammlerkreises Miniaturbuch e.V. Stuttgart, hat bereits mehrere Ausstellungen gemacht, die letzte vor einem Jahr im Kieler Landeshaus. Der Chefredakteurin des "Miniaturbuch Journals" ist es wichtig, stets einen neuen Blickwinkel einzunehmen. "Jede Ausstellung ist individuell gestaltet", betont sie. Ebenfalls neu sind die Rubriken "Hafen und Meer", "Bären" und "Kochbücher", darunter zwei über 100 Jahre alte winzige Raritäten aus Wien und Großbritannien, nach denen sich Sammler "weltweit die Finger lecken". Natürlich gibt es "kleinste Bücher der Welt" zu sehen, die winzigste Ausgabe ist nicht größer als ein Stecknadelkopf. Auch der erst vor kurzem herausgekommene Miniaturband mit der Antrittsrede von US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barak Obama wird zu sehen sein. Das älteste Stück ist ein Göttinger Kalender von 1780. Die Objekte kommen aus 22 Ländern und sind in 18 Sprachen aufgelegt. Für Sammler besonders interessant dürften 37 Miniaturbändchen zum Thema rund ums Buch sein.