Bis zum 15. November müssen die Boote aus dem Wasser sein. Die 750 Plätze im Winterlager sind ausgebucht.

Wedel. "Puuuh!" - Lothar Behrends verzieht sein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Der Grund für diese mimische Entgleisung ist jedoch keine saure Südfrucht, sondern eine Windböe, die ihm einen kalten Wassernebel ins Gesicht gepustet hat. Und alles wegen "Speedy". Behrends ist Wassersportler und hat im Hamburger Yachthafen seinen Segler "Speedy" an Land kranen lassen - wie es derzeit rund 20 andere Kapitäne täglich machen lassen. Bevor das Boot ins Winterlager kommt, wird der unter der Wasserlinie liegende Rumpf per Hochdruckreiniger gesäubert - und da kommt es schon vor, dass so ein kalter Schwall nach hinten losgeht.

Der Hochdruckreiniger ist im Dauereinsatz. "Bis zum 15. November müssen alle Schiffe aus dem Wasser sein", sagt Hafenmeister Holger Kwiatkowski, der derzeit höchstens für die Mahlzeiten das Steuerpult des Zwölf-Tonnen-Krans verlässt. Er hat einen Großteil der rund 2000 Boote zu heben, die im Sommer im Hafen ein einmaliges Mastenmeer-Panorama abgeben. Insgesamt 750 finden Winterlager-Platz auf dem Yachthafen-Gelände. Da ist keine Ecke mehr frei. "Wir haben eine Warteliste", sagt Andrea Frahm von der Yachthafen-Gemeinschafts-Geschäftsstelle.

Wenigstens die Lagerplatz-Sorge hat der leicht "geduschte" Behrends nicht. Er hat zwar keinen Hallenplatz für "Speedy" aber immerhin einen auf den Außenflächen. Und gegen das raue Oktoberwetter helfen Erinnerungen an den Sommer: "Der war schön. Wir waren zweieinhalb Monate auf der Ostsee - wir sind ja Rentner."

Nicht mal so richtig bis zur Nordsee ist Ove Simonsen in diesem Jahr gekommen. "Talofa" heißt sein Folke-Boot, mit dem er auf der Elbe bis Cuxhaven unterwegs war. Jetzt "kärchert" er gemeinsam mit Ingeborg Kegel-Konietzko die Algen ab. "Wir sind diese Saison mal auf ein etwas größeres Schiff umgestiegen", sagt Simonsen, der auch mit 73 Jahren ansonsten noch gern Regatten mitmacht. Ein Windjammer? "Nö", sagt er, "wir haben es uns bequem gemacht und sind mit einem Frachter von der Dominikanischen Republik aus nach Hamburg gefahren." Im nächsten Jahr soll aber wieder mehr gesegelt werden.

Auch Ellen und Andreas Pätzel haben schon 2010 im Kopf. "Na klar, da geht es wieder in die Ostsee nach Dänemark", sagen sie. Die Vorfreude lässt die Plackerei mit dem Mast ihrer "Momo" glatt vergessen. Der "Aluminium-Spargel" lässt sich nur mit Unterstützung von Vater Helmut und zwei kräftigen Sportskameraden die Brücke zum Schlengel hochasten. "Er musste in diesem Jahr ganz schön was aushalten. Wir sind oft bei Windstärken um sieben rausgefahren", berichtet Andreas Pätzel und strahlt, dass es die "Momo" dabei auf ein Tempo von sieben Knoten und mehr gebracht hat. Auf der Rücktour von Brunsbüttel nach Wedel voriges Wochenende hat es die Pätzels noch mal richtig durchgeschüttelt. In den nächsten Monaten bis zum Abslippen im Frühling geht es dafür umso ruhiger zu.

Auch der Hafen wird in den "Winterschlaf" gehen. Zum Monatsende stellt der Kaufmann Kampmann seinen Lieferservice für die Segler ein, und auch das Restaurant "Tonne 122" stellt ab November auf Winterbetrieb um. Nur an Wochenenden ist dann geöffnet.

Und wann holen die Hafenmeister ihre Schiffe aufs Trockene? Kwiatkowski: "Das ist längst erledigt. Jetzt kommen wir sowieso nicht mehr aufs Wasser, weil so viel zu tun ist."