Der vierte Versuch war erfolgreich: Im Prozess um eine folgenschwere Auseinandersetzung in der Elmshorner Kneipe “Cult“ konnte das Landgericht Itzehoe gestern endlich Hauptzeugin Miriam Sch. vernehmen.

Elmshorn/Itzehoe. Nachdem die 22-Jährige dreimal der Vorladung nicht Folge geleistet hatte, wurde sie nun von der Polizei in ihrer Wohnung angetroffen und nach einer mehrstündigen "Pause" in der Arrestzelle in den Gerichtssaal geführt.

"Ihr Verhalten hat uns sehr viel Zeit, Geld und Mühe gekostet", redete Richter Klaus Emmermann der Frau ins Gewissen. Die blieb eine Antwort schuldig. Und auch zu der Frage, auf welche Weise das Opfer Stefan C. (43) in der Nacht zum 3. Oktober 2007 sein Augenlicht verlor, konnte sie wenig sagen. "Gesehen habe ich überhaupt nichts." Miriam Sch. schilderte, sie habe mit ihrem damaligen Freund Danny P. (33) - dem Angeklagten - und einem Freund das "Cult" besucht. "Wir haben getrunken, getanzt und geschnackt."

Bei einem ihrer Ausflüge auf die Tanzfläche sei sie von Stefan C., der bereits zuvor auf dem rechten Auge blind war und zwei Tische weiter saß, "blöd angequatscht" worden, so die Zeugin. Später habe der dann irgendwas nicht so nettes gesagt. "Was, habe ich nicht verstanden, aber es ging um mich." Dann sei Danny P. aufgestanden und an ihr vorbeigegangen. "Plötzlich wurde es hinter mir laut. Ich habe mich umgedreht, da haben die sich geprügelt." Sie habe erst später gesehen, dass sich beide Kontrahenten verletzt hätten. "Der Stefan blutete aus dem linken Auge." Zuhause habe Danny dann erzählt, er habe "dem Stefan eins auf die Rübe gegeben". Mit was er zuschlug, daran konnte sich die 22-Jährige nicht mehr erinnern.

Laut Anklage soll Danny P., der in erster Instanz zu drei Jahren Haft und zur Zahlung von 250 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden war, mit einem abgebrochenen Glas zugeschlagen haben. Der Elmshorner, der gegen den Richterspruch Berufung eingelegt hat, kann sich angeblich nicht an die Tat erinnern. Bis auf das Opfer und einen Kneipengast hatten sich alle übrigen zur Tatzeit anwesenden Personen auf Erinnerungslücken berufen. "Es waren mindestens zehn Gäste da, alle betrunken, reden wollte keiner", so Polizistin Andrea H. (27), die als erste am Tatort eintraf.

Die Plädoyers und das Urteil sind für den 28. Oktober geplant. Sollte das Gericht die Entscheidung der Vorinstanz bestätigen, bliebe dem Opfer Stefan C. wohl nur die Genugtuung, dass sein Kontrahent ins Gefängnis muss. Danny P., Hauptschulabsolvent und ungelernter Arbeiter, befindet sich in der Privatinsolvenz - und eine derart hohe Schmerzensgeldsumme wird er kaum aufbringen können.