Ein Traum: Die Schule lag am Strand. Zum Unterricht gehörte Surfen wie die Bootsführerscheinprüfung. Ein Jahr lang hat die Brahms-Schülerin in einer australischen Familie gelebt, hat in der Stadt Alexandra Headland an der Ostküste Australiens das “Kawana Waters State College“ besucht .

Pinneberg/Alexandra Headland. Schon mal mit australischen Ureinwohnern in der Wüste nach essbaren Maden gegraben? Oder vielleicht Kängurufleisch gekostet? Dann am Great Barrier Reef über die Korallenbänke geschnorchelt? Oder am Strand von Alexandra Headland als "Surf Patrol" die Badegäste vor einem Schwarm Haien gewarnt?

Auf all diese Fragen antwortet May-Britt Gerlach erst mal ganz locker mit "Na klar!" Aber dann ist schnell Schluss mit cool: Die blauen Augen der 16-jährigen Pinnebergerin beginnen zu leuchten, die Wangen röten sich, ein strahlendes Lachen legt sich über ihr Gesicht, und sie hört nicht mehr auf zu reden. Ein Jahr lang hat die Brahms-Schülerin in einer australischen Familie gelebt, hat in der Stadt Alexandra Headland an der Ostküste Australiens das "Kawana Waters State College" besucht und Erfahrungen gemacht, die sie in ihrem Leben nie wieder vergisst.

"Die Schule liegt direkt am Strand und das Schulgelände ist riesig", erzählt May-Britt. Die Fächervielfalt und die extrem großzügige Ausstattung des College haben die Gymnasiastin schwer beeindruckt. Da gebe es natürlich die Standardschulfächer wie Mathe, Englisch, Geschichte oder Biologie. "Und daneben hatte ich die Wahl aus einen riesigen Fächerangebot. Ich habe 'Marine Studies' mit Schwimmen, Surfen, Wasserpolo und einer Bootsführerscheinprüfung inklusive Navigation belegt. Ich habe die Rettungsschwimmerprüfung abgelegt und im Angelkursus alles übers Fischen und die Fische gelernt. "Und dann habe ich noch die Fächer Theater, 'Information Technologie Studies', und Schreinern belegt. Im Fach 'Hospitality' lernt man kochen, wie man einen Tisch eindeckt und wie man sich als Gastgeber verhält."

Für beinahe jedes Schulfach gebe es am "Kawana Waters State College" ein eigenes Gebäude: Ein Theaterhaus zum Beispiel, eine riesige Sporthalle nebst Sportfeldern, ein Englisch-Haus." Man stelle sich das vor: Jeder der 900 Schüler hat einen eigenen Computer-Arbeitsplatz. Gewöhnungsbedürftig war für May-Britt allerdings die in Australien übliche Schuluniform. "Nicht mehr die eigenen Sachen anziehen zu können, war schon komisch, aber nach einer Weile fand ich es praktisch. Man steht morgens auf und muss sich keine Gedanken übers Outfit machen."

Der Alltag in der 7000-Seelen-Stadt am Strand sei wie Urlaub gewesen. "Die Menschen an der Ostküste des Kontinents sind total locker." Die Distanz zwischen den Leuten sei nicht so groß wie in Deutschland. "Die Leute sind flexibler und dabei unwahrscheinlich offen und freundlich", meint May-Britt. Das habe ihr die Eingewöhnung 16 000 Kilometer weit weg von daheim sehr erleichtert. Ebenso die vielen Erlebnisse wie Ausflüge mit ihrer australischen Familie mit Gastmutter Christin und vier Gastgeschwistern nach Melbourne im Süden Australiens, in die Metropole Sydney und die Landeshauptstadt Brisbane, nach Cairns, der Stadt im Norden der großen Insel auf der Südhalbkugel, und natürlich zum Uluru: So heißt der gigantische rote Sandsteinklotz Ayers Rock in der Sprache der Aborigines.

Seit September geht May-Britt wieder zur Pinneberger Johannes-Brahms-Schule und lernt dort teils in den alles andere als großzügigen Unterrichts-Containern. Trotz des Auslandsjahres habe sie in der zwölften Klasse der Johannes Brahms Schule kaum was nachzuarbeiten. In Englisch sei sie natürlich sehr viel besser geworden.

"Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. Mir haben sogar die unterschiedlichen Jahreszeiten gefehlt", sagt May-Britt. Aber ihre australischen Freunde vermisst die 16-Jährige sehr und natürlich ihre Gastfamilie: "Der Abschied war sehr traurig. Ich weiß ja nicht, ob ich diese Menschen jemals wiedersehe."

Jederzeit wolle sie wieder ein Jahr im Ausland verbringen, meint May-Britt. "Die Zeit weit weg von Zuhause stärkt die Eigenständigkeit, das Selbstbewusstsein, erweitert den persönlichen Horizont und verändert den Blick auf die Welt. "