Es war bereits der dritte Prozesstag - und erneut glänzte Miriam Sch. mit Abwesenheit. Die Hauptzeugin des Prozesses vor dem Landgericht Itzehoe, bei dem es um ein ausgestochenes Auge ging, leistete gestern der dritten gerichtlichen Vorladung nicht Folge.

Elmshorn/Itzehoe. Auch die Polizei, die auf Anweisung des Gerichtes nach der Frau suchen und sie zwangsweise vorführen sollte, blieb erfolglos. Von sechs geladenen Zeugen erschienen nur vier. Peinlich: Außer Miriam Sch. blieb ausgerechnet die Polizistin, die den zu verhandelnden Vorfall aufgenommen hatte, der Verhandlung fern. Damit tritt die Berufungsstrafkammer bei der Aufarbeitung der folgenschweren Ereignisse in der Elmshorner Kneipe "Cult" auf der Stelle. Zwei neue Termine sind bereits festgelegt.

In der Nacht zum 3. Oktober 2007 war der auf einem Auge blinde Stefan C. (43) nach einem Streit mit einem Glas im Gesicht getroffen worden. Die Verletzungen erwiesen sich als so schwer, dass er komplett erblindete. In erster Instanz war Danny P. (33), der sich nicht an den Vorfall erinnert, zu drei Jahren Gefängnis und zur Zahlung 250 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden.

Der Streit hatte sich offenbar daran entzündet, dass Miriam Sch., die damalige Freundin des Angeklagten, mit dem späteren Opfer "herumgeschäkert" hatte. "Na, nüchtern war die nicht", fiel Rüdiger T. (57) zu der Zeugin ein. Sie sei auffällig von Tisch zu Tisch auf die männlichen Gäste zugegangen. "Irgendwann fing die so tierisch an zu grölen, ich dachte, die kriegt einen Anfall", so der Zeuge, der in dieser Nacht hinter dem Tresen stand. Er habe daraufhin aus dem Nebenzimmer einen Krankenwagen gerufen. Erst später habe er dann mitbekommen, dass die Frau in Folge des blutigen Streits so schrie.

Auch Hans-Peter J. (42), Besitzer der Kneipe, will den Vorfall nicht mitbekommen haben. "Ich sah, dass vier bis fünf Personen aufeinander einschlugen und habe mir den Erstbesten gegriffen." Das war Danny P. "Er blutete stark, hatte ein Loch in der Nase. Ich dachte, er wäre das Opfer". Erst nachdem Hans-Peter J. den Angeklagten notdürftig verarztet hatte, bemerkte er den am Boden kauernden Stefan C. "Er hielt sich die Hände vors Gesicht und schrie 'Hilf mir Peter, ich kann nichts mehr sehen'". Ihm habe das Opfer gesagt, "etwas ins Gesicht gekriegt" zu haben.

Oliver G. (31), der am Tatabend mit dem Opfer feierte, berief sich auf Erinnerungslücken ("Ich war voll"). Er will gerade am Tresen Bier geholt haben, als der Vorfall passierte. "Irgendwie lag Stefan da und hat aus dem Auge geblutet." Was Oliver G. noch erinnerte: "Irgendwie ging es um ein Mädchen, irgendwas mit Eifersucht."