Dieses Auto entspricht vielleicht nicht so ganz dem Zeitgeist. 8,6 Liter Hubraum, 2600 PS, mehr als Tempo 360 Spitze. Doch diese Rakete im Kleid einer 53er Corvette ist auch nicht als Muttis Einkaufsauto gedacht - sondern als Papis Spaßgerät! Papi - das ist in diesem Fall Marco Maurischat aus Quickborn, seit Jahren Dragster-Pilot aus Leidenschaft.

Quickborn. Zweieinhalb Jahre lang hatte er gebraucht, um seinen neuen Renner zum Einsatz zu bringen. Nun ist die erste Saison abgeschlossen, und zwar mit Erfolg. "Wir sind elfte in der FIA-Meisterschaft geworden. Damit hatte ich nie gerechnet", freute sich Maurischat.

Zwar hatte der Racing-Fan bereits vor Jahren mit dem Dragster-Fahren begonnen, doch nachdem er seinen alten Boliden abgeschafft hatte, war erst einmal eine Pause fällig. Das Comeback in einer anderen Wertungsklasse mit dem neuen knallroten Fahrzeug gelang aber prima. "Wir sind an vier Renntagen gestartet, hatten das Ziel, es jeweils in die Endläufe zu schaffen und haben es erreicht."

Jeweils vier Vorläufe über eine Viertelmeile, 400 Meter, sind von den 34 Teams zu absolvieren, damit die Endläufe erreicht werden können, in denen die 16 schnellsten Fahrer jeweils im K.O-Verfahren gegeneinander antreten. "Die Sache ist grausam schnell", stellt Maurischat klar. Die getunten Acht-Zylinder-Motoren, die mit Methanol befeuert werden, absolvieren die Strecke in Zeiten zwischen sechs und sieben Sekunden. "In Amerika gibt es Fahrer, die noch darunter liegen."

Doch es ist nicht allein die Reaktionsgeschwindigkeit des Piloten nach dem Erblicken der grünen Ampel oder sein sensibler Kupplungsfuß, der dafür sorgt, dass die PS-Werte in jedem der drei Gänge optimal über die knapp Halbmeter breiten Reifen auf die Straße gebracht werden, was das Tempo ausmacht. Auch die Erfahrung gehört dazu, wie die Technik an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst werden muss - von der Wetterlage hängt ab, wie der Motor eingestellt wird, damit der Alkohol am kraftstrotzendsten verbrennt.

Apropos Technik. Maurischat hat an seinem feuerroten Spielmobil stets eine Menge zu schrauben. Unterstützt wird er dabei von Freunden, die am Tunen mindestens ebenso viel Spaß haben wie der Pilot, der hauptberuflich eine Autolackier- und Pulverbeschichtungswerkstatt betreibt und besonders für seine Spezialbeschichtungen für Motorradauspuffanlagen bundesweit bekannt ist.

Alle zwei Fahrten ist ein Ölwechsel fällig, ein Satz Kolben hält etwa 20 Läufe, die Pleuelstangen immerhin 30, und Zündkerzen werden stets en gros geordert. Das geht ganz schön ins Geld. Summen mag Maurischat allerdings nicht verraten, nur so viel: "Ein teures Hobby." Zum Glück hat er einige Sponsoren wie Valvoline, die gratis Öl bereitstellen.

Richtig ins Geld geht die Angelegenheit jedoch, wenn die Technik nicht mitspielt wie im Sommer in Schweden. Da schoss der Bremsfallschirm nach der Wertung zwar aus dem Heck, doch die Luftströmung bei Tempo 300 plus drückte die Stoffbahnen unter das Auto, so dass keine Bremswirkung entfaltet werden konnte. Maurischat raste über den Sand-Auslauf in die Botanik und ruinierte sich die Frontpartie gründlich. Und in England brach urplötzlich der Motorblock durch - zum Glück konnte er noch geschweißt werden.

All das schockt Maurischat natürlich nicht. Für die kommende Saison hat er sich eine Menge vorgenommen. "In der Meisterschaft will ich unter die ersten zehn!"