Von Kaschemmen, Klatschbörsen und einer Kneipe, die Gerichtssaal wurde - Ausstellung beginnt am 1. Oktober.

Quickborn. Einst waren sie die Treffpunkte im Ort schlechthin. Orte des Genusses, des Essens und Trinkens, des Ausschweifens, der Gespräche, des Austauschs über den neuesten Dorfklatsch. Nun hat die Quickborner Geschichtswerkstatt sich der Historie der Gasthäuser in der Eulenstadt angenommen. Wie sahen sie früher aus? Was ist aus ihnen geworden? Welchen anderen Zwecken mussten sie weichen?

"Wir haben insgesamt 18 alte Gaststätten untersucht, beschrieben und fotografisch festgehalten", berichtet Irene Lühdorff über die Ausstellung, die von Donnerstag, 1. Oktober, an im Foyer des Quickborner Rathauses besichtigt werden kann. Lediglich zwei Lokale - Alter Friedrich und Quickborner Hof - gibt es noch.

Da wird der alte "Eulenkrug" wieder zum Leben erweckt, der einst Quickborns älteste Gastwirtschaft war. Er wurde an der Kreuzung Harksheider Weg/Ulzburger Landstraße - vor dem Bau der Kieler Straße 50 Jahre später lange die Hauptverbindung zwischen Hamburg und Kiel - 1777 von Johann Hinrich Dibbern zunächst als Bauernhof und Kneipe mit zwielichtigem Ruf eröffnet. "Es war eine richtige Kaschemme, eine echte Spelunke", erinnert Hans Meier, der die alten Bilder zusammengetragen hat. Der Besitz wechselte im Laufe der Jahre und die Gebrüder Lampe, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Eulenkrug übernahmen, mussten ihn kurz darauf wegen Hypothekenbetruges wieder aufgeben. Der Witwe gelang es, den Gasthof zu halten, nachdem die Brüder, ihr Geliebter und der Schwager, vertrieben wurden. 1920 wurde der Eulenkrug abgerissen.

Ähnlich schillernd verlief die Geschichte des Heidekruges, ebenfalls im Harksheider Weg, Nummer 94. Dort baute Christian Schröder 1930 sein Wohnhaus, das direkt am Landweg nach Friedrichsgabe (heute Norderstedt) lag, zu einer Schankwirtschaft aus. 1958 tagte dort sogar das Schwurgericht des Landgerichts Itzehoe, weil eine Mordsache in der Nähe des Tatortes verhandelt werden sollte. "Um welchen Mordfall es sich drehte, wissen wir nicht", bedauert Irene Lühdorff. "Das müssen wir noch erforschen." 1981 wird der Altbau von 1925 abgerissen und Peter Schulz lässt ein neues Geschäftshaus bauen, in das ein Frisiersalon einzieht. Den gibt es heute noch unter dem Namen "Angelique".

Im Ortskern Quickborns, an der heutigen Kieler Straße 55, beantragt Nicolaus Behrmann 1835 eine Krugwirtschaft in dem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, das einmal Halbhufe und später die Schmiede Wäbs war. Diese Gaststätte entwickelte sich zum Treffpunkt für die Chöre und Liedertafeln, weshalb es bald nur noch Landhaus Sängerheim hieß. Von 1884 bis 1912 hielt dort auch der Zug der AKE, heute AKN. 1914 gründete sich darin die Quickborner Turnerschaft, 1929 der örtliche Ableger der NSDAP. Nach dem Krieg war das Sängerheim eine Zeit lang Filiale der Altonaer St. Josephs-Gemeinde. 1988 wurde das Gebäude abgerissen und machte Platz für einen Supermarkt. Heute ist dort der Sky-Markt.