Im Rahmen der Aktionen zur interkulturellen Woche stellen wir Migranten vor. Heute: Familie Kinzel aus Baku.

Pinneberg/Quickborn. Elman und Larisa Kinzel haben vor acht Jahren ihre Heimat Aserbaidschan verlassen. Seitdem lebt die Familie in Deutschland. Jetzt fühlen sie sich voll aufgenommen: Der Familienvater hat einen Job als Ingenieur bei Airbus in Bremen gefunden, Ehefrau Larisa freut sich über die bestandene Prüfung zur Krankenpflegerin, Tochter Tamilla (12) besucht das Gymnasium, und der in Pinneberg geborene Emil (7) ist gerade eingeschult worden.

Was so stabil klingt, hing viele Jahre am seidenen Faden. Doch die Familie hatte Glück, dass im richtigen Moment immer jemand an ihrer Seite stand, der sie ein Stück des Weges begleitete. Zwei Menschen haben daran einen besonders großen Anteil: Klaus und Sigrid Rieck. Die beiden Eheleute hatten gerade ihre aktive Berufszeit als Ingenieur beziehungsweise Sprachheiltherapeutin beendet und suchten nach neuen Betätigungsmöglichkeiten.

Und so kam der langjährige Ingenieur mit dem jungen Fachkollegen zusammen, der im Frühjahr 2001 mit Familie in einer Notwohnung in Quickborn seine erste Bleibe gefunden hatte. Die Perspektive war gut: Das Studium des damals 29 Jahre alten Elman Kinzel wurde anerkannt. Leider reichten die Kenntnisse nicht aus, um auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Zudem sind in Norddeutschland die Arbeitsplätze auf Erdölplattformen begrenzt. Dort hatte Elman Kinzel vor der Ausreise gearbeitet. Also hieß es nach den Sprachkursen zusätzliche Qualifikationen zu erarbeiten. Mehrere Lehrgänge besuchte der junge Mann. Und er bewarb sich fleißig von der ersten Stunde an. Doch es hagelte Absagen. "Ich war soweit, dass ich meinem Berater bei der Agentur für Arbeit gesagt habe: 'Mir ist jetzt alles egal, geben Sie mir irgendeine Arbeit, ich werde sonst verrückt'". In diesem Augenblick blieb der Berater glücklicherweise gelassen und riet, durchzuhalten - mit Erfolg.

Tatsächlich gelang es Klaus Rieck, seinen Schützling mit Hilfe der Otto-Benecke-Stiftung in ein Studium an der Fachhochschule Münster zu bringen. Elman Kinzel erfüllte voll die Erwartungen. Den Fortbildungskursus nach dem Aufbaustudium schloss der Mann aus Aserbaidschan mit einer "eins" ab, obwohl er der einzige Migrant in der Gruppe war.

Der heute 37-Jährige weiß, wem er diesen Erfolg zu verdanken hat: "Ohne Herrn Rieck würde ich heute hier nicht so sitzen." Denn der kundige Betreuer vermittelte Elman Kinzel nicht nur die richtigen Vokabeln, um dessen englischen Sprachschatz um einen deutschen zu bereichern - was bei technischen Ausdrücken gar nicht so einfach ist. Rieck hatte als Abteilungschef viel mit Personalfragen zu tun, sodass er wunderbar die Bewerbungsgespräche trainieren konnte.

Und während sich die beiden Männer bis zum Arbeitsplatz in einem der modernsten Unternehmen in Europa hocharbeiteten, kümmerte sich Sigrid Rieck um die Frau aus Baku. Erst lehrte sie Familienmanagement, vom Einkauf bis zur Einschulung. Später traute sich die junge Mutter einen Beruf zu lernen, und zwar als Gesundheitspflegerin in der Uetersener Klinik-Schule.

Im Laufe dieser gemeinsamen Jahre sind beide Familien eng zusammengewachsen. Sigrid und Klaus Rieck haben neben den Eltern des Ehemanns, die ebenfalls in Pinneberg wohnen, eine Oma- und Opa-Rolle übernommen. So können sie im Notfall immer noch mal steuernd eingreifen. Doch Sigrid Rieck ist sicher: "Das schafft Ihr alles jetzt gut alleine!"

www.obs-ev.de