Die Erweiterung des Fernwärmenetzes ist nur nach einem Ausbau möglich. Demnächst muss eine Grundsatzentscheidung getroffen worden. Das fordert Landrat Wolfgang Grimme.

Tornesch/Kummerfeld. Vom reinen Entsorgungsbetrieb zum Energieversorger der Region, das ist das Ziel. Die Gesellschaft für Abfallbehandlung GAB, die ihr 25-jähriges Bestehen feiert, will die Wärme aus der Müllverbrennung verstärkt zur Energieversorgung nutzen, kündigt GAB-Chef Doose an. Er greife da eine Idee der Grünen auf, gibt er zu, und plädiert für ein "kreisweites Fernwärmenetz".

Schon heute versorgt die GAB etwa 2500 Haushalte in Pinneberg mit Fernwärme. Vor allem Industriebetriebe wie Papierfabriken, die ständig einen sehr hohen Energiebedarf haben, würden sich als Abnehmer der Prozesswärme anbieten.

Doch für diese Zukunftsvision des GAB-Geschäftsführers gibt es zwei Voraussetzungen: Das Abfallbündnis mit den Nachbarkreisen Steinburg und Dithmarschen, das den Ofen in Tornesch befeuert, müsste über das Jahr 2015 hinaus fortbestehen. Und die Anlage müsste erneuert und auf 200 000 Tonnen Jahresmenge erweitert werden. "Wenn wir das machen wollen, geht es nur mit der Landesverordnung", sagt Doose. Die Verordnung verpflichtet die Nachbarkreise bis 2015, ihren Abfall in Tornesch zu entsorgen. Nun sei die Politik gefordert, sagt Doose. "Wenn das Land Abfallkooperationen will, muss es die Rahmenbedingungen dafür schaffen." Ansonsten werde die Abfallentsorgung dem freien Markt geopfert, Umweltschutz und Energiekonzepte blieben auf der Strecke.

Die zweite Bedingung ist zum Teil erfüllt. Die GAB hat die Genehmigung, den Ofen auszubauen. Nur weil der zu erzielende Müllpreis unter 100 Euro je Tonne gefallen ist, schrecken Kreis und Remondis als Gesellschafter der GAB vor dieser 100 Millionen-Investition zurück. Auch diese Genehmigung läuft spätestens 2014 aus. So sagt Landrat Wolfgang Grimme: "Auf den Kreis rollt eine Grundsatzentscheidung in der Abfallpolitik zu."

Doch auch ohne den Abfall aus der Nachbarschaft und die Erweiterung werde der Ofen noch "mindestens 20 Jahre laufen", versichert Doose. Die Anlage mit einer Kapazität von 80 000 Tonnen im Jahr sei abgeschrieben und verursache kaum noch Kosten. Er würde sich dann aus anderen Quellen Müll besorgen.

Die GAB habe sich im Laufe der 25 Jahre mit Müllabfuhr, Biokompostwerk (40 000 Tonnen), Gewerbemüllsortieranlage und Recyclinghof, der jedes Jahr 35 000 Tonnen Gelbe Säcke aus ganz Norddeutschland in sortenreine Wertstoffe für die Stahl-, Alu- und Kunststoffindustrie verarbeitet, zu einem "abfallwirtschaftlichen Gemischtwarenladen" entwickelt. Selbst ohne den Ofen, für den 35 der 180 Beschäftigten arbeiten, würde die GAB als großer Entsorgungsbetrieb "auf dem Müllmarkt eine entscheidende Rolle spielen", ist Doose überzeugt. Wenn die Politik den Weg der GAB zum Energieversorger mitgehen will, "brauchen wir bis 2011 die politischen Signale dafür".

Die GAB lädt für Sonnabend, 3. Oktober, zum Tag der offenen Tür aufs Gelände an der Bundesstraße in Kummerfeld ein. Von 10 bis 16 Uhr: Führungen, Varieté, Malaktionen, Rallye und Müllwagen-Fahrten.