Talkrunden mit Peter Harry Carstensen (CDU) und Ralf Stegner (SPD) - die Spitzenpolitiker stellten sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums.

Quickborn/Uetersen. Talkrunden mit Peter Harry Carstensen (CDU) und Ralf Stegner (SPD) - Die Spitzenpolitiker der beiden großen Parteien stellten sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums. Immer wieder im Blickpunkt der Kritiker: die Milliardenverluste und Bürgschaften der HSH-Nordbank. Nachdem Peter Harry Carstensen seine viereinhalbjährige Amtszeit ausgiebig gewürdigt hatte, stand der Ministerpräsident den etwa 100 Zuhörern in der Heinrich-Hertz-Realschule Rede und Antwort. Jetzt musste sich der von Moderator Jens Nordlohne als "Landesvater" begrüßte Carstensen Themen stellen, die er vorher nicht angesprochen hatte: Atompolitik und Nordbank-Misere.

Schon draußen hatte ihn eine Protestgruppe empfangen: Werner Schneider und Anlieger des Peperkamps, die gegen die Erhöhung der Strommasten vor ihrer Haustür von 35 auf 60 Meter sind. Auf dem Transparent stand: "Windenergie: Ja - Höchstspannung ohne Abstand: Nein". Carstensen bekannte, sich nicht damit auszukennen. Die billigste Lösung dürfe aber nicht das ausschlaggebende Argument sein.

Begleitet von der Jungen Union in blauen T-Shirts mit der Aufschrift "Team PHC" schritt er dann in den Saal. Er sei schon lange ein Befürworter der Windkraft gewesen, sagte der Mann von der Nordsee. 40 Prozent seines Energiebedarfs decke Schleswig-Holstein damit ab. "Wir wollen das ausweiten." Es könnte aber notwendig sein, Laufzeiten von Atomkraftwerken zu verlängern, um die Energieversorgung sicherzustellen. Das störanfällige AKW Krümmel, das zurzeit abgeschaltet sei, werde aber nicht unbedingt dazu gehören, versprach der Ministerpräsident: "Nur wenn wir keinen Zweifel an Krümmel und dem Betreiber haben, geht es wieder ans Netz."

Carstensen verteidigte auch die Schulpolitik: "Wir haben die Ideologie-System-Debatte beendet."

Zum Nordbank-Desaster", das der langjährige CDU-Ratsherr Hagen Behrens ansprach, sagte Carstensen: "Neben der Krisenbewältigung sollten wir auch darüber reden, wie die Brandherde entstanden sind." Immerhin zahle die Landesbank jetzt 400 Millionen Euro Zinsen, womit sich die drei Milliarden Euro Eigenkapital-Aufstockung finanzierten. Die zehn Milliarden Euro Bürgschaft sollte möglichst nicht fällig werden, hofft Carstensen. Zudem sei sein Kontrahent Ralf Stegner "die längste Zeit im Aufsichtsrat der Nordbank gewesen".

Auf dieses Thema ging SPD-Spitzenkandidat Ralf Stegner nur wenige Stunden später in Uetersen ein. In seiner Zeit als Aufsichtsrat, so Stegner im Parkhotel Rosarium, habe es keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass die HSH Nordbank in Schwierigkeiten stecke, schon gar nicht von den vielen Experten, die dort neben wenigen Politikern gesessen hätten. Das Thema Nordbank bekam an diesem Abend eine besondere Bedeutung, denn mit Werner Marnette (CDU) hatte Stegner einen Kenner der Szene eingeladen. Der ehemalige Wirtschaftsminister des Landes war im März zurückgetreten, da er unzufrieden mit dem Krisenmanagement von Carstensen und Finanzminister Rainer Wiegard (beide CDU) in Sachen HSH Nordbank gewesen war.

Vor etwa 200 Gästen, die zu Stegners Talkrunde "Stegner trifft . . . gekommen waren, machte Marnette deutlich: "Wenn diese Granate richtig losgeht, geht gar nichts mehr." Es gehe um ein Finanzvolumen, das zehn Mal größer sei als die Etats von Schleswig-Holstein und Hamburg zusammen. Es sei an der Zeit, dass man den "ganzen Schmodder" beiseite lege und sich kluge Köpfe zusammensetzen. "Die Bedrohung ist existenziell", stimmte Stegner zu.

Auch wenn die beiden in einigen von Moderator Reinhard Münchenhagen angesprochenen Punkten nicht einer Meinung waren - Stegner gegen Studiengebühren, Marnette dafür, Stegner gegen Atomkraft, Marnette dafür - gab es eine Menge Übereinstimmungen zwischen den beiden. Es war offenkundig: Man schätzt sich gegenseitig, hat Respekt voreinander. Zur Person Carstensen befragt, ließ sich Marnette nicht vereinnahmen als Zeuge der Anklage. "Das ist doch ein netter Mann und ein Sympathieträger". Leider habe er nicht die richtigen "Offiziere" an seiner Seite, er müsse ja auch nicht Fachmann in jedem Metier sein, so Marnette. "Ein freundlicher Herr", stimmte Stegner zu, "der leider nicht das richtige Amt ausübt." Zumindest ein wenig Fachwissen stehe auch einem Ministerpräsidenten gut zu Gesicht.