Gasmengen-Kalkulation benachteiligt das Unternehmen beim Verkauf auf anderen Märkten. Jahresgewinn sinkt.

Wedel. Die Expansion der Stadtwerke Wedel mit Lieferungen über ihr angestammtes Versorgungsgebiet hinaus hat ihre Tücken gezeigt. Eine davon verbirgt sich hinter dem Begriff "Allokation". Dieses Problem taucht auf, wenn ein Anbieter Erdgas in fremde Netze einspeist - und es könnte die Stadtwerke Wedel vielleicht mehrere 100 000 Euro kosten. Geschäftsführer Adam Krüppel schweigt sich über konkrete Summen aus, sagt aber: "Es lohnt sich, um sie zu kämpfen - und das werden wir machen." Bislang sind jedoch erst einmal in der Bilanz 2008 erhebliche Rückstellungen gebildet worden.

Die Problematik ist knifflig: Die Stadtwerke Wedel liefern über ihre Marke "wechselgas" Erdgas insbesondere nach Hamburg, Schleswig-Holstein und nach Nordrhein-Westfalen. Der Gasabsatz stieg seitdem um 88 Prozent. Von der Bundesnetzagentur ist bei der neuen Prozedur vorgegeben, dass der Eigentümer des Gas-Netzes, an das die Verbraucher angeschlossen sind, die Abnahme-Mengen kalkuliert und bestellt. Im Fall externer Lieferungen haben also die Stadtwerke einerseits noch nicht einmal Einfluss auf die Gas-Menge, müssen jedoch andererseits die "Zeche" zahlen. Die Mengenkalkulation ist dabei eine komplizierte Angelegenheit, weil ein 100-prozentig stimmiger Blick in die Wetter- und Temperatur-Zukunft zurzeit nur mit erheblichem Aufwand möglich ist. Fehlkalkulationen bei dieser Vorausschau werden teuer: Wird mehr Gas bestellt, als die Kunden abnehmen und ihnen nach Zählerstand berechnet werden kann, werden die Mehr-Mengen im Netz und in Speichern verteilt. Die Stadtwerke erhalten die Mehrmengen beim Gastransportunternehmen "Gasunie" gut geschrieben, aber nicht bezahlt. Sie müssen trotzdem an Gas-Vorlieferanten sofort überweisen. Im Falle der Stadtwerke Wedel ist das das Unternehmen Dong. Im besten Fall ergibt sich für die Stadtwerke "nur" eine zeitliche Verzögerung der Einnahmen. Doch in jedem Fall wird Kapital gebunden, und es entstehen Zinsverluste.

Verschärfend kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Der Gaspreis variiert. Wenn die Stadtwerke überschüssige Mengen zu einem hohen Preis einkaufen, könnte der jedoch bis zum Abrechnungstag mit der "Gasunie" erheblich gefallen sein. Die Differenz geht derzeit zu Lasten der Stadtwerke.

Das macht sich in der Unternehmensbilanz bemerkbar, die jetzt vom Rat als Vertreter des Eigentümers Stadt Wedel festgestellt wurde. Während der Umsatz von rund 35,87 Millionen Euro im Jahr 2007 auf 54,29 Millionen Euro im vorigen Jahr wuchs, sank der Jahresgewinn von etwa 1,5 auf 1,17 Millionen Euro. Die Summe der Rückstellungen wurde in der Bilanz von knapp mehr als zwei Millionen auf fast fünf Millionen Euro erhöht. Stadtwerke-Geschäftsführer Krüppel: "Ohne das Allokations-Problem hätten wir das mit Abstand beste Stadtwerke-Ergebnis aller Zeiten gehabt."

Doch geben die Stadtwerke die Sache noch lange nicht verloren. "Wir sind dabei, mit den Netzbetreibern das Problem zu lösen", so Krüppel, der sich zu den Details ansonsten verschlossen gibt. Der Interpretation, ob der lohnenswerte Kampf womöglich vor Gericht ausgetragen werden muss, widerspricht er jedoch auch nicht.