Nur wenige Stunden und Straßen lagen zwischen den Auftritten von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Hauptstadt-Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der größten Stadt des Kreises. .

Elmshorn. Prominent ist der Mann. Wie beim Walhalla-Marsch bahnte sich der Bundeswirtschaftsminister den Weg durchs Casino-Royal, während bayerische Blasmusik aufspielte. Gut 800 Menschen standen dicht gedrängt und applaudierten Karl-Theodor zu Guttenberg. Zuvor hatte der CSU-Mann aus Franken Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und die örtliche CDU-Prominenz draußen eine Viertelstunde warten lassen. Eine seltsame Ampelschaltung sei Schuld an seiner Verspätung, entschuldigte sich der neue Polit-Star der Union.

Mit fester, kräftiger Stimme legte der Bayer los. Eine Stunde lang unterhielt er sein Publikum in Elmshorn, das begeistert an seinen Worten hing und mehrfach die frei gehaltene Rede mit Beifall unterbrach. Dabei zeigte der Minister auch Humor. Nach Schleswig-Holstein müsse er also kommen, um endlich an einem anständigen Rednerpult zu stehen, auf dem "ein bescheidener Bierkrug" Platz finde, untertrieb Guttenberg, als ihm Horst V. Rothmar ein zur Hälfte mit Weißbier gefülltes Drei-Liter-Gefäß überreichte. Aber erst nach seiner Rede genehmigte sich der CSU-Politiker einen kräftigen Schluck daraus.

Zu seinen politischen Inhalten sagte der Franke wenig. Auch hielt er sich mit Kritik am politischen Gegner zurück. Nur einmal griff er Ex-Kanzler Gerhard Schröder an, nannte ihn den "Gazprom-Diplomaten", weil dieser ihn als "Baron aus Bayern" bezeichnet und die Bayern-SPD ihn zum "Insolvenz-Minister" gekürt hatte.

Dass er gegen die Opel-Bürgschaft und für die Arcandor-Pleite eintrat, verteidigte zu Guttenberg. "Der Staat kann keine Firma retten, er kann nur Hilfe gewähren. Retten muss sich ein Unternehmen schon selber." Die Wirtschaftskrise werde im nächsten Jahr vor allem auf dem Arbeitsmarkt noch "unangenehme Wahrheiten" parat haben. "Das darf man auch vor einer Wahl nicht verschweigen."

Bereits am Nachmittag war Klaus Wowereit (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister, zu Gast in der Krückaustadt. In Erinnerung an die Wurzel der SPD als Arbeiterpartei hatten ihn SPD-Bundestagsabgeordneter Ernst Dieter Rossmann und die Elmshorner Sozialdemokraten ins Industriemuseum eingeladen. Trotz des Termins am Nachmittag hatten sich etwa 100 Zuhörer eingefunden, um den Mann aus Berlin reden zu hören.

Wowereit warnte davor, zu glauben, dass die Bundestagswahl bereits entschieden sei. Das Fernsehduell zwischen Angela Merkel (CDU) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe gezeigt, dass der Sozialdemokrat durchaus besser ankomme als die Kanzlerin. Das Programm der CDU/CSU sei die Kanzlerkandidatin, so der Berliner Bürgermeister. Und das Duell habe gezeigt, dass sie nichts zu sagen habe, deshalb sei man in der Union jetzt nervös geworden.

Mit Blick auf die Finanzkrise sagte er: "Es ärgert mich zutiefst, dass die FDP in der Gunst der Wähler gestiegen ist, obwohl sie das freie Spiel der Finanzmärkte unterstützt, das uns in die Krise geführt hat." Nach seinem Geschmack müssten die Liberalen dafür eigentlich vom Wähler abgestraft werden.

"Arbeitsplätze abzubauen, um die Gewinne der Unternehmen weiter zu steigern, ist unanständig", sagte Wowereit. Arbeitsminister Oliver Scholz und Frank-Walter Steinmeier sei es zu verdanken, dass die Kurzarbeit auf 24 Monate ausgedehnt worden sei. Das habe dafür gesorgt, dass viele Menschen trotz der Krise in Arbeit geblieben seien.

Die SPD werde sich auch weiterhin für eine sozialgerechte Gesellschaft einsetzen. "Wer CDU und FDP wählt, darf sich nicht wundern, wenn unsere Republik anschließend eine andere ist", warnte Wowereit.