Der gebürtige Tunesier Hamadi Ochi bekommt auf seine ständigen Nachfragen bei der Bahn keine Antwort.

Elmshorn. Die Überplanung des Elmshorner Bahnhofsbereichs schreitet mit Riesenschritten voran. Am kommenden Donnerstag tritt eine Fachkommission zusammen, die die Entwürfe von insgesamt 24 Architekturbüros hinter verschlossenen Türen der Konferenzräume des Sporthotels Sportlife" begutachten wird. Während sich dann für die Experten im Rathaus ein konkretes Bild abzeichnet, wie der zentrale Citybereich einmal aussehen könnte, erscheint das Zukunftsbild von Hamadi Ochi dagegen völlig diffus: Der Wirt des gleichnamigen Restaurants und Szenelokals im alten Bahnhofsgebäude hat noch einen Vertrag bis 2011. Doch die Frage, wie es nach der Umgestaltung der Bahnstation und ihres Umfelds für ihn weitergeht, kann ihm niemand beantworten.

Der vor 47 Jahren in Tunesien geborene Gastwirt kam Anfang der 80er-Jahre in den Norden, ist verheiratet, hat drei Kinder und auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit 18 Jahren betreibt er die Gastronomie im alten Bahnhof, vor acht Jahren gestaltete er die Räumlichkeiten mit großem finanziellen Aufwand um und machte das Lokal zu einer angesagten Adresse. Das kleine Kunststück gelang durch das besondere Ambiente, das die Ladeneinrichter in das heruntergekommene Gebäude gezaubert haben. Doch das investierte Geld und eine planbare Zukunft - kann Ochi das alles abschreiben?

Die Stadt weiß selbst noch nicht, wie es mit dem Anfang der 60er-Jahre errichteten schmucklosen Bauwerk weitergeht. Den Architekten des Wettbewerbs, der europaweit ausgeschrieben war, ist aufgegeben worden, für die sechstgrößte Stadt des Landes "ein angemessenes Portal mit Orientierung" zu entwickeln. Dabei gilt es, eine Schnittstelle für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer und Busnutzer zu schaffen, die ein bequemes Umsteigen auf die Bahn ermöglicht, auch bei widrigen Wetterlagen. Denkbar wäre es, die Stadtbusse und die ins Umland fahrenden Überlandbusse über den Holstenplatz direkt an die Gleise zu leiten und eine P & R-Anlage auf dem jetzigen ZOB zwischen Norderstraße und Parallelstraße zu errichten. Ob dann das bestehende Bahnhofsgebäude weichen muss oder integriert werden kann, wird diskutiert, wenn die Siegerentwürfe des Architektenwettbewerbs auf dem Tisch liegen. Umgesetzt werden können ohne Probleme nur die Pläne, die eine Umgestaltung auf städtischen Flächen vorsehen. Das Bahnhofsgebäude ist im Besitz der Bahn. Inwieweit die Gesellschaft bereit ist zu investieren, ist nicht entschieden. "Wenn die Ergebnisse des Wettbewerbs vorliegen, werden wir prüfen, was von unserer Seite umgesetzt wird", sagt Sabine Brunkhorst von der Bahn-Pressestelle. Die Bahn-Tochter "DB Station und Service" in Kiel ist Vermieter von Hamadi Ochi. Auch von dort gibt es aufgrund der unklaren Situation keine Auskunft. "Wie es mit dem Restaurant nach Ende des Pachtvertrags weitergeht, darüber müssen Herr Ochi und ,Station und Service' verhandeln", erklärt Brunkhorst. Aber Hamadi Ochi bekommt auf ständige Nachfragen, ob bei der Umgestaltung mit ihm geplant würde, keine Antwort. Nachvollziehbar, dass der Wirt so keine Zukunftspläne schmieden kann, sogar Existenzängste entwickelt.