Für den Wettbewerb “Helden: verehrt - verkannt - vergessen“ machten sich Jungen und Mädchen der 6b auf Spurensuche.

Uetersen/Hörnum. Windstärke vier, Wassertemperatur 15 Grad. Bei aufkommender Flut vergnügen sich 40 Kinder im knietiefen Wasser der Nordsee am Strand des Fünf-Städte-Heims in Hörnum. Vier Bademeister und die Gruppenleiter passen auf einem 30 Meter breiten Abschnitt auf. Plötzlich zerstört eine tückische Unterströmung das fröhliche Spiel. Drei Kinder und eine Frau sterben in den Wellen.

An dieses Unglück am 7. August 1965 erinnert nur wenig. Vor fünf Jahren hatte sich der Uetersener Bürger Jürgen Busch durchgesetzt und ein öffentliches Zeichen zum Gedenken gesetzt: Seitdem gibt es die Traute-Riedemann-Straße. So hieß die junge Frau, die zu den Opfern gehörte.

Die Klasse 6 b des Ludwig-Meyn-Gymnasiums wollte mehr über die Uetersenerin erfahren, die damals ein Kind rettete und beim Versuch, weitere Kinder aus der tückischen See zu holen, ertrank. Die Jungen und Mädchen stöberten im Archiv der Uetersener Nachrichten, befragten Geschwister des Opfers und den ehemaligen Bürgermeister Waldemar Dudda, der jahrzehntelang die Geschichte des Fünf-Städte-Heims gelenkt hat.

So erfuhren sie, dass Traute Riedemann das zweitjüngste einer zehnköpfigen Kinderschar war, die auf einem Bauernhof am Katzhagen aufwuchs. Sie besuchte die Volksschule und begann mit 16 Jahren eine Verwaltungslehre. Nach ihrer Lehre, so erinnert sich Alt-Bürgermeister Dudda, wünschte sie sich, als Sekretärin für den Fünf-Städte-Verein zu arbeiten.

Im Sommer wohnte Traute Riedemann im Ferienheim. Am verhängnisvollen Nachmittag hatte sich die begeisterte Schwimmerin und lesefreudige Frau an den heimeigenen Strand gelegt. Als sie plötzlich die Schreie der Kinder hörte, stürzte sie sich mit den Rettungsschwimmern des Arbeiter-Wassersportvereins, die dort die Aufsicht führten, ins Wasser - doch ihre Kraft reichte nicht aus.

"Natürlich bricht das die traurigen Erinnerungen wieder auf", sagt Klaus Riedemann. Trotzdem stellte er sich gemeinsam mit seiner Schwester Margarete Adler einem Gespräch. "Kurz und klar", so berichteten die Schüler, beantworteten die Geschwister die Fragen.

Die Schüler haben Antworten, Erzählungen und Bilder in einem Internet-Museum veröffentlicht. Zudem enthüllten sie unter dem Straßenschild eine Gedenktafel mit Schriftzug: "Traute Riedemann, geb. 23.4.1943, gest. 7.8.1965, in der Nordsee gestorben, um Kinder zu retten".

"Ich finde, sie war eine Heldin, weil sie geholfen hat und nicht tatenlos herumstand. Es ist sehr traurig, dass sie dabei ums Leben kam", sagt Hendrik Thimm (12). "Sie war keine ausgebildete Rettungsschwimmerin, und trotzdem wollte sie die Kinder retten", lobt Aylin Güneli (12). Gern hätten die Kinder auch im Fünf-Städte-Heim an die traurige Geschichte erinnert. Doch als die Schüler 2007 eine Reise nach Hörnum unternahmen, kannte noch keiner von ihnen Traute Riedemann. Jetzt wird sie aus dieser Gruppe niemand mehr vergessen.

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