Klaus Jansen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter: Alarmknopf für Computer-Nutzer wäre sinnvoll.

Rellingen. Klaus Jansen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), hat bei einer Diskussion zum Thema "Sicherheit", zu der der CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder in den Rellinger Hof geladen hatte, ein klare Forderung aufgestellt: "Deutschland braucht eine Internet-Polizei, eine Art 'virtuelles Polizeipräsidium'", sagte Jansen. Es dürfe nicht sein, dass die Menschen den international agierenden kriminellen Banden schutzlos ausgeliefert sind.

"Natürlich kann die Polizei nicht im Internet Streife laufen", ist sich Jansen bewusst. Er stellt sich vor, dass jeder Computer-Nutzer per Knopfdruck wie beim Notruf 110 sofort die Polizei alarmieren könnte. Diese erhalte dann ein 1:1-Abbild des Computergeschehens dieses Nutzers mit Internet-Adressen und Chatrooms, mit denen er gerade kommuniziert. So könnte der Polizeibeamte sofort einschätzen, ob ein akuter Notfall herrscht, der sofortiges Eingreifen erfordere, beschrieb der erfahrene Kriminalbeamte seine Idee, der lange für das Bundeskriminalamt und Europol gearbeitet hat.

Jansen nannte Beispiele, wo diese "Cyber-Polizei" dringend vonnöten wäre: Ein Mädchen chattet im Internet und offenbart sich einem angeblich Gleichaltrigen. Doch der ist 47 und hat pädophile Neigungen. Wenn das Mädchen nun Verdacht schöpft, könnte es die Notruftaste anklicken und die Polizei verständigen, die direkter handeln könnte, als wenn sie nur telefonisch benachrichtigt würde, ist der BDK-Vorsitzende überzeugt. Noch dramatischer wäre womöglich dieser virtuelle Hilferuf im Fall des Amoklaufs von Winnenden gewesen, sagte Jansen. Denn tatsächlich soll in der Nacht vor der Tat ein Jugendlicher mit dem späteren Amokläufer im Chat kommuniziert haben und dabei Warnungen vernommen haben, die auf das bevorstehende Blutbad hinwiesen. Vielleicht hätte so dieser Massenmord verhindert werden können, lautete die Botschaft Jansens.

Schröder machte dem BKA-Mann wenig Hoffnung, dass diese Internet-Polizei bald Realität würde. Zum einen sei das Internet grenzenlos. Viele Kriminelle würden sich anonym weltweit ihre Opfer suchen. Zum anderen könnte es missbraucht werden, wenn jeder anonym die Polizei alarmiere, ohne mit ihr sprechen zu müssen.

Jansen ließ dies nicht gelten, da ja jeder Computer mit einer IP-Adresse registriert sei. Vielmehr käme es auf ein sofortiges Reagieren an, um die Spuren der Kriminellen im Internet schnell verfolgen zu können, bevor sie verschwinden.

In Fernseh-Kommissar Klaus Lohmann, der mit der Sendung "Kriminalreport" viele Zuschauer hat, erfuhr Jansen Unterstützung. "Ich fände es toll, wenn ich einen Internet-Schutzmann fragen kann." Nun wollen beide versuchen, im TV den "8. Sinn" zu etablieren, und, so wie früher beim "7. Sinn" die Autofahrer auf die Gefahren im Straßenverkehr, nun auf die Bedrohungen im Internet aufmerksam machen. "Wir machen den 8. Sinn und das Internet sicher", waren sich die beiden einig.