Die spätbarocke Parkanlage um die prachtvolle Lindenallee herum wird wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.

Seestermühe. Sie ist 680 Meter lang, ein echtes Kleinod - und soll noch schöner werden: Die Rede ist von der Lindenallee in Seestermühe, die zu der alten Gutsanlage gehört. Dank eines Zuschusses von 21 000 Euro kann noch in diesem Herbst eine umfangreiche Sanierung erfolgen. Der für ländliche Räume zuständige Minister Christian von Boetticher übergab jetzt den entsprechenden Zuwendungsbescheid an Gisela Gräfin von Kielmansegg von der Besitzerfamilie.

Von Boetticher bezeichnete die spätbarocke Parkanlage als Schmuckstück und einmalig für Schleswig-Holstein. "Wir geben gerne Geld, um die Anlage wieder in einen guten Zustand zu bringen." Dieses um so mehr, als dass Teile wie die Lindenallee für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Der Barockgarten des Gutes wurde zwischen 1700 und 1710 für Hans Hinrich von Ahlefeldt (1656-1720) angelegt.

Der in königlich-dänischen Diensten stehende Hofmann und Diplomat übernahm 1695 das veraltete Gut, führte moderne Wirtschaftsmethoden ein und entfaltete eine rege Bautätigkeit. Der prächtige, heute noch in Teilen erhaltene Garten erstreckt sich entlang einer langen Hauptachse, an deren Enden ein Teehaus sowie das alte Gutshaus liegen. Die Achse wird durch einen Kanal sowie dahinter durch die vierreihige Allee gebildet. Sie ist für Radfahrer und Fußgänger zugänglich, eine Nutzung durch Motorfahrzeuge ist nicht erlaubt.

"Wir haben vor viereinhalb Jahren die Bäume komplett gekappt", berichtet Ursula Kielmansegg. Ihr Vorfahr, Georg Ludwig von Kielmannsegg (1705-1785), hatte das Gut 1759 für 150 000 Taler von den hoch verschuldeten von Ahlefeldts erworben. Nach dem Kahlschlag von 2005 sind die Linden inzwischen nachgewachsen, sodass der Allee-Charakter wieder gegeben ist.

Die jetzige Sanierungsmaßnahme betrifft die Wege entlang des Kanals, die mit einem neuen Kiesbelag versehen werden sollen. Außerdem wird das Gewässer wieder in einen ordentlichen Zustand versetzt. "Durch das hineinfallende Laub verschlammt der Kanal", so Uwe Hamann, der Betriebsleiter des Gutes. Mit dem restlichen Geld solle außerdem eine Streuobstwiese angelegt werden, auf der alte Obstsorten wie der Seestermüher Zitronenapfel eine neue Heimat finden.

Laut Hamann wird das beauftragte Unternehmen noch im September mit den Arbeiten beginnen. Der Abschluss der Maßnahme sei für den Spätherbst geplant. Von den benötigten Mitteln stammen 11 500 Euro aus einem Fördertopf der Europäischen Union. Die Entscheidung, diese Summe dem Vorhaben in Seestermühe zukommen zu lassen, hat die sogenannte Aktivregion Pinneberger Marsch & Geest getroffen. Landesweit gibt es 21 Aktivregionen, die eigenständig Fördermittel verwalten können. Die restlichen 9500 Euro stammen von der Gemeinde Seestermühe. Bürgermeister Thorsten Rockel und Andrea Hansen, Verwaltungschefin aus Uetersen und Vize-Chefin der Aktivregion, freuen sich über das "Aufpolieren" des Kleinodes.