Eine Reiherente jagt im tiefen Wasser nach Beute und bringt ihren Jungen das Tauchen bei. Die Kinder beobachten das Naturschauspiel mit Ferngläsern.
Wedel. Auch zahlreiche andere Wat- und Wasservögel wie Schwäne und Bachstelzen tummeln sich ungestört auf den Inseln und im Gewässer der Kleieentnahmestelle Fährmannssand in der Wedeler Marsch. Das Vogelschutzgebiet rund um die Carl-Zeiss-Vogelstation untersteht dem Nabu. Marco Sommerfeld, Leiter der Einrichtung, organisiert regelmäßig Führungen für Erwachsene und Schulklassen. Nun gibt es erstmals eine vogelkundliche Tour speziell für Kinder und Jugendliche.
"Wir haben schon Graugänse, Möwen, Stockenten und Fische gesehen", erzählt Ludwig Graf (10) aus Nienstedten. Er identifiziert die Vögel fast wie ein Profi. Sein Schulfreund Matz Krüger (10) beobachtet gerade ein Blesshuhn. "Mein Papa hat mir zum Geburtstag einen Kasten mit Vögeltönen geschenkt, den kann ich hier heute ausprobieren", sagt Ludwig. Sein Vater hatte die Idee zur Führung. Die Familie machte am Wochenende eine Radtour durch die Marsch und ist auf die Vogelstation aufmerksam geworden. Ludwigs Vater Jobst Büscher findet es wichtig, dass die Kinder mit der Natur in Berührung kommen. "Die Kinder haben heutzutage kaum Chancen, Natur zu erleben, da so viele Arten aussterben und sich die natürlichen Lebensräume immer weiter zurückbilden. Hier haben sie die Chance, diese Lebensräume ganz nah zu erleben."
Vor der Führung klärt Marco Sommerfeld die Kinder darüber auf, wie sie sich in einem Vogelschutzgebiet zu verhalten haben. Dass sie die Wege zu den Beobachtungsständen leise beschreiten und die Tiere nicht erschrecken sollen. Auf dem Weg zum ersten, für die Vögel getarnten Beobachtungsstand, findet Stefanie (16) einen Frosch, und alle dürfen ihn mal in die Hand nehmen. Stefanie und Michaela Müller (11) aus Hohenhorst sind begeistert von den Vogelkolonien, sie beobachten Kiebitze. "Zu Hause haben wir ganz viele verschiedene Tiere. Meerschweine und auch Amphibien. Doch das hier ist was ganz anderes. Die Vögel so ungestört erleben zu können, ist toll", erzählt Stefanie, die Pferdewirtin werden möchte.
Für den studierten Landschaftsökologen Sommerfeld ist es eine neue Situation "Sonst führe ich nur Schulklassen. Dort kennen sich die Schüler untereinander. Heute ist es eine Herausforderung, die unterschiedlichen Charaktere der Kinder unter einen Hut zu bringen." Für Matz hat der Ausflug in die Wedeler Marsch Einiges verändert. "Ich glaube, in Zukunft werde ich sehr viel mehr auf die Vögel in meiner Umgebung achten."
(hsppz)