Sorgen bereiten den Betreibern weniger die modernen Konkurrenten, sondern das Abwandern von Betrieben an den Stadtrand.

Kreis Pinneberg. Imbiss-Wirt Ingo, der den arbeitslosen Aushilfsphilosophen "Dittsche" mit perlendem Pils versorgt, hat derzeit Sommerpause. Das gibt Jon Flemming Olsen, wie der Kult-Gastronom in Realität heißt, Gelegenheit, durch deutsche Lande zu ziehen für sein geplantes Buch über das "voranschreitende Imbiss-Sterben" zu recherchieren. Doch tot Gesagte leben länger - jedenfalls im Kreis Pinneberg. Die Pinneberger Zeitung machte Stichproben bei traditionsreichen Schnell-Restaurants.

Armin Zeier und seinem "Trucker-Treff" an der Wedeler Industriestraße kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Derzeit gibt es zwar eine kleine Delle, weil wegen der Wirtschaftsflaute deutlich weniger Brummi-Piloten unterwegs sind, doch Einbrüche wegen großer Döner- oder McDonalds-Wellen hat er bislang nicht verzeichnet.

Der aus Frankfurt stammende Zeier hat schon seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung zum Essen - seine Eltern besaßen ein Delikatessengeschäft. Doch erst einmal arbeitete er als Busfahrer, bevor er vor vier Jahren den "Trucker-Treff" übernahm und seitdem bürgerliche Tagesgerichte Marke Nudeln mit Goulasch und Schweinebraten mit Bohnen und selbstverständlich die Imbiss-Klassiker anbietet. Vom Niedergang der Imbiss-Kultur, wie "Dittsches" Ingo ihn verspürt, hat Zeier wenig gemerkt: "Natürlich muss man Einsatz zeigen und auf Qualität achten." Und sich den neuen Medien zuwenden, schadet auch nicht. Unter www.trucker-treff-wedel.de können die Lkw-Fahrer schon aus der Ferne herausfinden, was in ihrer Pause in Wedel auf sie wartet.

Auch Ingo Görner setzt aufs Internet, allerdings kann unter www.halstenbeker-grillstation.de nichts bestellt werden, "dafür gibt's das gute alte Telefon", sagt Görner schmunzelnd. Der gelernte Koch ist stolz darauf, 90 Prozent seiner Speisen selbst herzustellen: Rinderroulade, Schmorbraten, Labskaus und dergleichen alt-deutsche Köstlichkeiten bietet er an.

Aber seit 20 Jahren sind halbe Hähnchen sein Hauptartikel. "Die kommen aus Holland, und wir setzen auf Qualität." Seine Kundschaft dankt es ihm, doch die Umsätze seien mit früher nicht zu vergleichen: "Gas-und Strompreise laufen weg, Verpackungssteuer - das macht die Arbeit nicht einfach." So lässt er sich etwas einfallen - und stellt seinen Imbiss-Wagen unter anderem in der Wohnmeile Halstenbek auf. Wer gerade viel Kraft beim Aussuchen einer Sitzgarnitur verbraucht hat, braucht unbedingt eine Görner-Grillwurst zur Stärkung.

Bettina Cavdar ist Wirtin in zweiter Generation. Ihren "Imbiss am Stadtbahnhof" in Uetersen hat sie aus den Händen von Mutter Irmgard Stegen übernommen - und auch die Kundschaft. "Wer früher hier in der Mittagspause aß, kommt heute als Oma und Opa mit den Enkeln. Die Rezepte von Ketschup und Schaschliksoße sind unverändert", sagt Bettina Cavdar. Diese Anhänglichkeit von Kunden trösten sie über 16-Stunden-Tage hinweg. "Man muss mit Leib und Seele Wirt sein, sonst kann man das nicht machen", sagt sie. Und Reichtümer sind auch nicht zu erwerben: "Wir haben bei der Euro-Umstellung keine versteckten Erhöhungen mitgemacht und seit zehn Jahren gleiche Preise."

Die Konkurrenz durch Einheimische schreckt Ralf Brommond nicht. "Hier gibt es ja kaum noch deutsch geführte Imbisse", sagt der Wirt des Hansa-Grill in Elmshorn. Seit viereinhalb Jahren steht er am Herd des Hauses mit 30-jähriger Geschichte. Brommond lernte Koch im Hotel Royal und kümmert sich nun gemeinsam mit seiner Frau Yvonne um hungrige Gäste. Hausgemachter Mittagstisch ist seine Spezialität. Damit kann er auch im Wettbewerb mit Döner, Burger & Co. bestehen.

"Uns macht etwas völlig anderes mehr Sorgen, und das ist das Abwandern der Unternehmen und Geschäfte, Kibek ist hier aus der Ecke verschwunden. Hertie macht nun auch noch zu. Da muss sich die Stadt was einfallen lassen", so Brommond. Seine Bratkartoffeln können so lecker schmecken wie sie wollen - wenn keine Kundschaft in der Nähe ist, hilft auch das nicht. Was für ein Glück, dass auch er noch ein zweites Standbein hat: "Mit Catering retten wir uns übers Sommerloch."