Per Kamera werden die Risse im Abfluss-System aufgespürt und anschließend per Kunststoffschlauch von innen abgedichtet.

Pinneberg. Sind in Pinnebergs Quellental Ölvorkommen entdeckt worden? Oder macht die russische Gazprom-Pipeline von Ex-Kanzler Gerhard Schröder jetzt einen Umweg über die Kreisstadt? Radfahrer und Fußgänger, die den Wanderweg entlang der Mühlenau benutzen, wundern sich seit Tagen über ein kilometerlanges Rohrsystem, das seitwärts auf dem Grünstreifen verlegt wurde.

Zwischen Grasbüscheln und Brennnesseln verläuft die Leitung. Wer die Ohren spitzt, hört es manchmal leise gluckern. Doch mit Erdöl oder Gas hat die oberirdisch installierte Metallröhrenkonstruktion nichts zu tun. Wer der Trasse folgt, erreicht eine Abbiegung, an der Radler und Passanten mit einer kleinen Brücke über das Hindernis geführt werden. Das Rohrsystem endet an einer Pumpstation auf der Saarlandstraße. Und dort findet sich auch die Erklärung für die ominösen Röhren.

Die Stadtwerke Pinneberg lassen die Oberflächenentwässerung unter der Fahrbahn des Straßenzugs Richard-Köhn-Straße/Saarlandstraße sanieren. Ein Spezialunternehmen, die Insituform Rohrsanierungs GmbH, verpasst der betagten Kanalisation eine neue Innenausstattung. Michael Meier, Abteilungsleiter Netze der Stadtwerke, spricht vom Inline-Verfahren. Das hat nichts mit Rollschuhlaufen zu tun, sondern ist eine preiswerte Lösung, um angejahrten Abwasserleitungen zu einem längeren Leben zu verhelfen. Zunächst wird mit einer Kamera der Zustand der Rohre ermittelt. Sind die Beschädigungen wie Risse und Abplatzungen nicht zu stark, kann die Innenseite mit einem elastischen Kunststoffschlauch versehen werden. Dieses Rohr-in-Rohr-Verfahren funktioniert aber nur, wenn zuvor der betreffende Leitungsabschnitt trockengelegt worden ist. Zu diesem Zweck bauten die Kanalarbeiter die Umleitungsstrecke entlang der Mühlenau. "Das ist gewissermaßen ein Bypass, damit auch während der Sanierungsarbeiten das Regenwasser weiter fließen kann", erläutert Meier. Das Umleitungsrohr folgt dem Verlauf der Mühlenau, kreuzt die Pinnau und schließt an der Schloßstraße wieder ans Rohrnetz an.

Anders als bei größeren Beschädigungen im Abwassernetz wird der Straßenverkehr nur geringfügig behindert. Lediglich an den Einleitungspunkten, wo das neue Innenrohr in das vorhandene Leitungssystem gepresst wird, gibt es kleinere Engpässe, die jedoch umfahren werden können.