Michael Holzbach kann sich über Anfragen nach seiner 8,60 Meter langen Karosse nicht beklagen.

Pinneberg. Britney Spears tut es, Michael Douglas tut es, Madonna tut es, und auch Michael Jackson wollte zu Lebzeiten nicht darauf verzichten: Bei Filmpremieren, Konzert-Ereignissen, Oscar- oder Gramm-Verleihungen lassen sich Popstars und Leinwandgrößen, die etwas auf sich halten, selbstverständlich in luxuriösen Stretchcars vorfahren. Die verlängerten amerikanischen Edellimousinen mit den komfortablen Innenausstattungen in Form einer VIP-Lounge gehören inzwischen längst auch in Deutschland zum Standard, wenn sich mehr oder minder bedeutende "Promis" in München, Berlin oder Hamburg ein Stelldichein geben.

Doch Pinneberg? Braucht in Pinneberg jemand diese auffälligen Vehikel? Kann man in dieser überschaubaren Kreisstadt mit dem langen Lulatsch überhaupt abbiegen, ohne irgendwo anzuecken? "Kein Problem", sagt Michael Holzbach, setzt sich schmunzelnd in den 8,60 Meter messenden Lincoln Town Car, startet den Achtzylinder und beginnt mit der kleinen Stadtrundfahrt. Holzbach ist Inhaber der Pinneberger Firma www.Limo-Nord.de und bietet seine leuchtend weiß lackierte Stretch-Limousine als Mietwagen für alle erdenklichen Zwecke an.

Das Geschäft mit der Nobel-Karosse läuft erstaunlich gut. Trotz Wirtschaftskrise kann sich Holzbach über zu wenig Kundschaft nicht beklagen. Kürzlich wurde der lange Lincoln sogar für einen Werbefilm der US-Rockband "Kiss" gebucht. Auch bei der Kieler Woche hatte der Pinneberger gut zu tun.

Hochzeiten - weiß, silber oder golden mit der passenden Dekoration, runde Geburtstage, Geschäftstermine, Fahrten zum Abi-Ball oder der Ausflug zum Junggesellen- oder auch -gesellinnen-Abschied auf die Partymeile Reeperbahn - das sind die häufigsten Anlässe, sich den Lincoln zu chartern. Und die Stimmung ist dann nicht nur an Bord prima. Auch unterwegs erntet Holzbach fast ausnahmslos freundliche Reaktionen, wenn er mit seinem weißen Hai durch den Verkehr schwimmt. Je nach Wunsch und Anlass bietet Holzbach die Fahrzeuge auch inklusive Getränkeservice an Bord an. Das reicht vom Bier bis zum Gläschen Champagner. Nur Rauchen im Fahrzeug und die Beförderung von Tieren sind verboten.

Die Innenausstattung des top-gepflegten Luxusliners lässt kaum Wünsche offen: Ledersitze, Klimaanlage, Getränkekühler, beleuchtete Bar, Sternenhimmel, DVD-CD-HiFi-System mit drei Bildschirmen , Lichteffekte und Glasschiebedach - das sind die wichtigsten Zutaten. Die bis zu acht Fahrgäste sitzen überwiegend quer zur Fahrtrichtung wie auf einer überdimensionalen Eckcouch. Da kann man ganz bequem die Beine übereinander schlagen.

Zum Fahren wird der Lincoln nur mit Chauffeur vermietet. Denn trotz Automatik, butterweicher Servolenkung und sanft schwingender Federung ist das Riesenschiff aufgrund seiner Abmessungen arg gewöhnungsbedürftig. Schön geradeaus auf Landstraßen und Autobahnen - das ist okay. Doch wenn es um rechtwinklige Abbiegemanöver auf engen Gassen geht, muss Holzbach weit ausholen. Vor allem Lkw-Fahrer haben ein Herz für das Stretchformat. "Die denken mit und machen schon mal die Gegenspur frei", sagt der Privatchauffeur.

Manch ein Auto-Normalverbraucher würde sich wohl liebend gern ein Scharnier in den Edel-Schlitten einbauen lassen. Immerhin ist der gestreckte Lincoln mal eben 8,60 Meter lang. Zum Vergleich: Ein Fiat Panda misst 3,54 Meter.

Beim Abholen der Kundschaft aus schmalen Sackgassen muss der Stretch-Pilot schon mal rückwärts einfädeln, damit die Abfahrt später fließend elegant und ohne Rangieren verläuft.

Holzbach kaufte sein Schlachtschiff als Gebrauchtwagen im Hamburger Umland. Den Umbau des in der Normalversion schon 5,60 Meter langen Town Car hatten darauf spezialisierte Karosseriebauer und Auto-Veredler bereits in den USA besorgt. In Deutschland läuft der lange Lincoln mit normaler Pkw-Zulassung.