Karsten Wessels (58), Chef von 20 000 Gewerkschaftsmitgliedern im Kreis Pinneberg, hört auf.

Kreis Pinneberg. Nach dem Ausscheiden des Regionsvorsitzenden werden die Gewerkschaftsstrukturen verändert und Lübeck Zentrale. Sein Elmshorner Büro hat er Freitag geräumt. Karsten Wessels (58), Chef von 20 000 Gewerkschaftsmitgliedern im Kreis Pinneberg, hört auf. Zwölf Jahre stand er an der Spitze der Region Unterelbe des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) - und koordinierte von Elmshorn aus die Arbeit in den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen. Jetzt beginnt die passive Phase der Altersteilzeit.

Damit geht nicht nur eine Ära zu Ende, sondern es endet auch ein abwechslungsreiches Arbeitsleben. Wessels, ein gebürtiger Niedersachse, verließ 1967 die Volksschule, lernte Schiffbauer und arbeitete mehrere Jahre in dem Beruf. Er verpflichtete sich vier Jahre bei der Bundeswehr, heuerte anschließend bei der Büsumer Werft an und machte im Betriebsrat erste Erfahrungen mit der Gewerkschaftsarbeit. 1991 folgte die Neuorientierung, als Wessels als Organisationssekretär zum DGB wechselte, 1993 Kreisvorsitzender in Dithmarschen wurde und schließlich vier Jahre später die neu geschaffene Region Unterelbe übernahm. Zuvor hatte der heute 58-Jährige noch ein Studium absolviert.

Im Regionalbüro Elmshorn arbeiten, inklusive des Leiters, vier Mitarbeiter. "Wir sind als Dachverband Dienstleister unserer acht Mitgliedsgewerkschaften, quasi ihr verlängerter Arm", beschreibt der scheidende Regionalleiter seinen Job. Er habe sich selbst stets als "Netzwerker" gesehen., enge Kontakte zu Organisationen wie den Industrie- und Handelskammern, den Arbeitsagenturen, den Wirtschaftsförderern sowie den in der Region tätigen Bildungsträgern gehalten.

Die Notwendigkeit einer lebenslangen beruflichen Weiterbildung, die Schaffung von gesetzlichen Mindestlöhnen sowie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf - das waren die Themen, für die sich Wessels während seiner Tätigkeit am stärksten eingesetzt hat. In der Region, auf Landes- sowie auf Bundesebene. So hatte der 58-Jährige beruflich und nebenbei diverse Ehrenämter inne, engagierte sich etwa als SPD-Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA).

Kommunalpolitisch wird der in der nähe von Heide wohnhafte Wessels aktiv bleiben, er behält sein ehrenamtliches Mandat als Kreistagsabgeordneter in Dithmarschen. Dort will er sich künftig ohne Bezahlung für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) engagieren. Zunächst macht der scheidende DGB-Chef Urlaub, tourt mit seinem Motorrad durch Europa.

Die Nachfolge im Elmshorner Büro ist noch nicht geregelt. Sicher ist, dass die Region Unterelbe aufgelöst wird. Im Rahmen einer Strukturreform wird es statt vier landesweit nur noch drei DGB-Regionen geben. Pinneberg wird Bestandteil der Region Südost mit Hauptsitz Lübeck. Ein dortiger Mitarbeiter wird in Elmshorn eingesetzt und dort die Leitungsfunktion übernehmen.