Von Raa-Besenbek nach Bellingham: Annerose Bornholdt wagt am 11. August den Sprung über den großen Teich. Ein Jahr lang wird die 22-Jährige als Repräsentantin Deutschlands in den USA agieren - und das als Stipendiatin des Bundestages.

Raa-Besenbek. Zu verdanken hat sie das Abenteuer dem Bundestagsabgeordneten Rainder Steenblock (Grüne), der die Industriekauffrau unter mehreren Bewerbern auswählte.

"Ich wollte schon als Schülerin ein Jahr nach Amerika, konnte mir das damals nicht leisten", erzählt Annerose Bornholdt. Also legte sie 2006 ihr Abitur an der Elmshorner Bismarckschule ab und begann anschließend eine Ausbildung zur Industriekauffrau beim Futtermittelhersteller Salvana in Klein Offenseth. Mittlerweile hat sie ausgelernt - und verwirklicht nun ihren Traum vom Leben in Amerika.

"Irgendwann bin ich darauf gestoßen, dass es auch ein Austauschprogramm für junge Erwachsene gibt, die eine abgeschlossene Ausbildung haben", erinnert sich die 22-Jährige. 70 Plätze stehen dafür jährlich bundesweit zur Verfügung, die Zahl der Bewerbungen liegt um ein Vielfaches höher.

Annerose Bornholdt ließ sich trotzdem nicht entmutigen, reichte ihre Unterlagen ein und bestand einige Zeit später einen Test inklusive Vorstellungsgespräch. "Das fand in Bonn statt und war ziemlich aufwendig", so die junge Frau. Vor sieben Monaten bekam sie die Nachricht, einen der begehrten Plätze erhalten zu haben.

Am 11. August reist die 22-Jährige nun via München in die USA. Ihr Ziel ist Bellingham, ein 75 000-Einwohner-Ort zwischen Seattle und Vancouver direkt am Pazifik. Dort wird die Raa-Besenbekerin sechs Monate ein College besuchen. "Ich muss Kurse belegen, die auf meine Ausbildung aufbauen." Am College herrscht Anwesenheitspflicht, es gibt Hausaufgaben und Klausuren zu bewältigen. Also kein leichtes Leben für die Raa-Besenbekerin. "Das wird kein Urlaubsjahr."

Untergebracht ist sie in einer Gastfamilie. "Wir haben schon gemailt, die sind sehr nett." Die Kosten für Unterbringung und College sind über das Stipendium abgedeckt. "Die zweiten sechs Monate muss ich arbeiten und mir dafür vor Ort einen Job suchen", erzählt Annerose Bornholdt. Die Regularien sehen vor, dass sie mit ihrem erzielten Verdienst in dieser Zeit für die Unterkunft aufkommen muss.

Drei Vorbereitungsseminare hat die 22-Jährige inzwischen absolviert, damit sie sich in den USA zurechtfindet. "Ich hoffe, dass ich mich dort weiterentwickle und mein Englisch verbessern kann." Zwischendurch bleibt Zeit, Land und Leute kennenzulernen. Auch Besuch wird sie erhalten: So hat sich ihr Freund, der Zuhause bleiben muss, bereits angekündigt.

Mit ihrem Paten Rainder Steenblock wird sie per Mail in Kontakt bleiben. Für den Bundestagsabgeordneten, der Ende September nach zwei Legislaturperioden auf eigenen Wunsch ausscheidet, ist Annerose Bornholdt die letzte Stipendiatin, die er über den großen Teich schickt.