Neben dem Einblick in den harten Berufsalltag bessern Jugendliche in der schulfreien Zeit ihr Taschengeld auf.

Kreis Pinneberg. Zuerst bekommt jede Erlenpflanze einen Bambusstock eingesteckt. Christina bindet die lange, noch zierliche Pflanze in gleichmäßigen Abständen daran fest. Ihre Freundin Saskia stellt die jungen Bäume anschließend in eine Reihe und fixiert sie. Das ist nötig, damit die Pflanzen den Sommer über gerade wachsen können.

Christina Hein (19) und Saskia Wegner (19) sind nicht die Einzigen, die über die Sommerferien einen Job angenommen haben. Viele Schüler im Kreis Pinneberg nutzen die freie Zeit, um etwas Geld zu verdienen - meistens im Einzelhandel oder im produzierenden Gewerbe.

Die beiden Wedelerinnen haben gerade ihr Abitur erfolgreich abgeschlossen. Die Zeit bis zum Studium wollen sie mit einem Ferienjob überbrücken: Nun arbeiten sie von sieben bis 13 Uhr auf dem Gelände der Carstenfelder Baumschulen in Wedel und kümmern sich um die jungen Erlen. Auch das Umtopfen von Pflanzen und das Jäten von Unkraut gehören zu ihren Aufgaben.

"Es war nicht einfach, in der Gegend einen Job zu finden. Wir haben zum Beispiel in Drogerien nachgefragt, aber dort gab es entweder keine Jobs oder sie waren schon vergeben", sagt Saskia. Beide haben auch schon andere Schülerjobs gemacht, etwa im Supermarkt an der Kasse. "Die Arbeit hier an der frischen Luft ist aber viel angenehmer", sagen sie.

"Ferienjobs hat es immer gegeben und wird es immer geben - trotz Wirtschaftskrise", sagt Knut Böhrnsen, Pressesprecher der Arbeitsagentur Hamburg. Er weiß, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig darum zu kümmern. "Wenn die Ferien anfangen, ist es eigentlich schon zu spät. Wer sich vorher bemüht, hat noch eine viel größere Auswahl und kann je nach persönlichem Interesse gezielter den Job auswählen."

Das Arbeitsamt vermittelt keine Ferienjobs. Die Jugendlichen fragen entweder in den Betrieben vor Ort direkt an oder kommen über Bekannte oder Freunde zu einer Arbeit.

So auch Dario Hüls (19), der nach den Ferien die 13. Klasse des Johannes-Brahms-Gymnasiums in Pinneberg besuchen wird. Er kam über einen Freund an seinen Job. Dario ist heute den zweiten Tag im Edeka-Supermarkt in der Pinneberger Dingstätte. Er arbeitet dort als Aushilfe, räumt Warenlieferungen ein, trägt Getränkekisten und kümmert sich um das Leergut. "Ich habe im Moment viel Zeit und nutze das, um etwas Geld zu verdienen", sagt er. "Ich spiele Schlagzeug, ein teures Hobby. Das Geld kann ich gut für das Equipment gebrauchen."

Aliona Solomonova (17) arbeitet hingegen schon seit März im "Dailys"-Café in der Pinneberger Rathauspassage. Nun in den Ferien ist sie aber viel häufiger hier. "Ich mache den Kaffee und bediene die Gäste", sagt sie. Nachmittags schmeißt sie den Laden manchmal alleine. Aliona, die ursprünglich aus Russland kommt, hat konkrete Vorstellungen, was sie mit dem verdienten Geld machen möchte: "Nach dem Abitur möchte ich Medizin studieren, dafür spare ich bereits. Einen Teil des Geldes nehme ich aber auch, um mir den Führerschein zu finanzieren und in den Ferien wegzufahren."

Andere hingegen verdienen sich etwas Geld, ohne es so genau zu verplanen. Beslan Baziev (15) verteilt für den Pinneberger Pizza-Service Werbeflyer - drei Mal die Woche und nur über die Sommerferien. Er sagt: "Ich weiß noch nicht, was ich mit dem Geld mache. Vielleicht gebe ich es für Klamotten aus."

Für Klamotten wollen Saskia und Christina ihr in der Baumschule verdientes Geld nicht ausgeben. Sie sparen auch fürs Studium. Saskia hat vor, Lehrerin zu werden, sie wird ab Oktober Grundschulpädagogik studieren. Freundin Christina möchte in der Gegend bleiben. Sie hat sich für den Studiengang Tourismus- und Eventmanagement an der Universität Hamburg entschieden. Bis es soweit ist werden sie aber noch einige junge Erlen für den Sommer fit gemacht haben.