Für Schwermetaller gibt es keine Altersgrenze. Teens feierten ausgelassen mit ergrauten Mittsechzigern in Brande-Hörnerkirchen.

Brande-Hörnerkirchen. In der Feldmark zwischen Brande-Hörnerkirchen und Groß Offenseth, wo sich sonst Fuchs und Hase gute Nacht sagen, gab es ordentlich was auf die Ohren. Mehr als 2000 Heavy-Metal-Fans machten beim zwölften Headbangers Open Air (HOA) bis in die Nacht zum Sonntag drei Tage lang lautstark deutlich, dass sich ihr Festival nicht hinter Groß-Events wie Wacken oder Scheeßel verstecken muss.

Im Gegenteil: Beim Band-Marathon mit 26 Gruppen, die sich jeweils von 12 Uhr mittags bis weit nach Mitternacht auf der Bühne abwechselten, kam auch das Zwischenmenschliche nicht zu kurz. "Das ist hier viel überschaubarer", sagt Olli, der sich um die Organisation der Freiluft-Party kümmert. Während sich die Zuhörer von den Schwermetallern auf der Bühne zudröhnen lassen und mit den Köpfen rotieren, als gelte es, einen Tornado zu überholen, geht es abseits ganz beschaulich zu. In den Zeltstädten auf drei Wiesen rund um den Festivalhof hocken die schwarz gewandeten und teils mit Kettchen behängten Fans beieinander. Die Bierbuddeln auf dem Tisch, manch Bierbauch unter strammen T-Shirts und dann gemütlich klönen - das ist kaum weniger spießig als die Szenerie auf manchen deutschen Campingplätzen.

Die wilden Kerle mit den Rauschebärten und Piratenfahnen sowie ihre grell geschminkten Begleiterinnen sehen furchterregender aus als sie sind. "Die tun nichts, die wollen nur Dröhnung", könnte das Motto lauten. "Das sind alles ganz liebe Menschen, die meisten gut situiert mit ordentlichen Berufen ", sagt Olli.

Für Heavy Metal gibt es keine Altersgrenze. Vom Teenager bis zum ergrauten Mittsechziger reicht das Spektrum des international sortierten Fußvolks. Gäste aus Australien, Neuseeland, Großbritannien, Holland und den USA gaben sich gewissermaßen die Klotür in die Hand. Fans aus Kalifornien haben ein großes Banner mit Bären-Emblem mitgebracht. "Germany is great", röhrt Mike. Und rostfrei scheinen die Schwermetaller auch zu sein. Denn selbst die heftigsten Wolkenbrüche tun der Stimmung keinen Abbruch.

Zwischen Grill-Stationen, 40 Dixi-Klos, Fan-Shops, einem amerikanischen Schulbus als mobile Kneipe und den völlig vermatschten Zuwegungen türmen sich Berge von leeren Flaschen. Ohne Alkohol geht es bei den meisten Heavy-Metal-Fans offensichtlich nicht. In einer "VIP-Lounge" unterm Partyzeltdach sind diverse leere Whisky-Buddeln als Glockenspiel aufgehängt.

Das Leergut hat auch sein Gutes. Mit dem Flaschenpfand werden die Ordnungskräfte bezahlt, die nach dem Fest die Feldmark aufräumen.