Fusionen, Ganztagsbetrieb, Mensabau, Profiloberstufe - die vielen Änderungen ziehen räumliche Umgestaltungen nach sich.

Wedel. Hier sind ja gar keine Bierflaschen zu sehen? "Das ist hier doch auch keine Party, sondern eine Baustelle." Entschieden räumt Diplomingenieur Stefan Kersebaum mit einem Vorurteil zum Thema "Handwerker" auf. Kersebaum muss es wissen, denn gemeinsam mit seiner Kollegin Dagmar Hasenbalg managt er 13 Gewerke, die derzeit an der neuen Regionalschule Wedel im Einsatz sind. Trotz der Sommerferien geht es dort zu wie in einem Bienenstock. Und nicht nur dort. Auch an der Moorweg- und an der Altstadtschule, dem Johann-Rist-Gynnasium und der Steinberghalle werden die schülerlosen Wochen genutzt, um Neu-, Um- und Anbauten sowie Sanierungen zu erledigen.

Die größte Baustelle ist dabei die Regionalschule am Tinsdaler Weg, die aus der Theodor-Storm-Hauptschule und der Ernst-Barlach-Realschule hervorgehen wird. Am letzten Schultag um 13 Uhr hatte Rektorin Ulrike Quadfasel ihren alten Schreibtisch geräumt - um 13.30 Uhr war er bereits abtransportiert und die ersten Mauern eingerissen. An dieser Schule werden Lehrerzimmer und Verwaltungsräume zu Klassenzimmern und Differenzierungsräumen - und das innerhalb von nur fünf Wochen. Deshalb trinken die Handwerker nicht nur kein Bier, sondern arbeiten zum Teil auch am Wochenende - wieder ein Vorurteil geplatzt.

Christopher Theus, Anton Thaqi und Florian Schultze beschäftigen sich mit "Soja 20". Das ist der Name der Farbe, den die drei Maler der Wedeler Firma Gehm an die Wände bringen, nachdem diese abgespachtelt wurden. Nebenan sind die Maurer Richard Lähm und Günter Sobek dabei einen schweren Doppel-T-Träger als Türsturz einzumauern. Sie kommen aus Schenefeld im Kreis Steinburg. "Das günstigste Unternehmen bekommt nach einer Ausschreibung den Zuschlag", so Jens Zwicker vom städtischen Fachdienst Gebäudemanagement. Das sind nicht immer jene, die vor Ort sitzen, sondern ein unterschiedliches Lohngefüge kompensiert oft längere und damit teurere Anfahrtszeiten.

Kersebaum erstattet Bericht: "Also das Lehrerzimmer ist schon fertig, da kann schon der Tischler rein, nebenan ist der Teppichboden raus und die Cafeteria ist schon möbliert." Ein kleiner Blick noch in die WCs - brandneues Porzellan leuchtet dem Betrachter entgegen. Schon Probe gesessen? "Nö, das können Sie ja jetzt machen."

Zum Glück wartet schon das nächste Handwerker-Team an der Moorweg-Grundschule. Hier entsteht ein neuer Ganztagsbereich samt Mensa. Im Altbau hängen die Lampen von den offenen Decken, im Anbau bedient Wolfgang Jahn souverän Seitenschneider und Schraubendreher. Der Elektriker hat noch bis Schulbeginn Zeit, die komplette Beleuchtung im Neubau fertig zu stellen und dafür zu sorgen, dass die Aufwärm-Öfen auch Energie bekommen. Insgesamt ist an der Grundschule schon viel geschafft, die behindertengerechte, kontrastreiche Farbgestaltung der Innenräume ist fertig. Für eventuell zu erwartende Rollstuhl-Kinder ist schon der Fahrstuhl installiert - auch wenn er wahrscheinlich von den Reinigungskräften und ihren Putzwagen viel häufiger genutzt werden wird.

Reichlich Dreck liegt auch in einem Gang des Johann-Rist-Gymnasiums - ein Haufen Mutterboden samt Pflanzen liegt vor der Physik-Sammlung. Das Bio-Material stammt vom Gründach und wurde nach unten geschaufelt, weil es beim Umbau von Lichthöfen zu Unterrichtsräumen im Wege war. Auch hier fallen Mauern und neue werden gezogen. Der Bio-Fachraum, in dem einst der Dipl-Biol. Horst G.W. Gleiß über Jahrzehnte hinweg seine legendären Ton-Bild-Schauen präsentierte und ganz eifrige Schüler aus mehreren Generationen seine Wüstenspringmäuse und Stabheuschrecken in muffigen Terrarien hegten, wird ab dem neuen Schuljahr zur Essenausgabe. "Hier flicken wir an allen Ecken und Kanten. Denn wegen der verkürzten Gymnasialzeit auch acht Jahre wird auch nachmittags unterrichtet werden müssen - und deshalb ist eine Mittagsverpflegung erforderlich", sagt Springer. Außerdem bringt muss auch wegen der Profiloberstufe gewerkelt werden, damit alle Schüler unterkommen. "Der alte Kunsttrakt wird zur Oberstufe, die alte Oberstufe zum Kunsttrakt." Kleines Trostpflaster für die Mühen: Es gibt immerhin 450 000 Euro aus dem Landeshauhalt als Zuschuss für die doppelt so teuren Arbeiten.

Ein Steinwurf entfernt wird die Altstadtschule durch einen Anbau für Ganztagsbetrieb ausgelegt. Torsten Klaus und Nico Rolz klemmen auf dem Dach lange Aluminiumplatten zusammen - 180 Quadratmeter im Kapzip-Verfahren, das Hantieren mit der Riesenzange geht ganz schön in die Arme. Ihre Firma kommt aus Göttingen. Auf Montage an der Elbe mit Feierabend am Strand ist doch ganz nett, oder? "Elbe? - Die haben wir höchstens mal vom Dach aus gesehen. Abends sind wir kaputt."