Mit der Energie sollen in einer Ärztestation Arzneimittel gekühlt und medizinische Geräte angetrieben werden.

Wedel. Sie trotzten Kakerlaken und glitschigen Kröten. Sie schliefen in Baracken, gegen die deutsche Schlichtwohnungen wie Traumschlösser wirken. Zähne putzten sie mit Mineralwasser, weil die Brühe aus der Leitung erbärmlich stank. Und zum Schluss langweilten sie sich noch fünf Tage in Schweinepest-Quarantäne. Doch trotzdem sind die zwölf Schülerinnen und Schüler des Wedeler Johann-Rist-Gymnasiums glücklich. Denn sie haben anderen Menschen geholfen, sie haben in einem Dorf in Nicaragua eine solarbetriebene Medizinstation installiert.

Wie schon bei den Vorläufer-Exkursionen in den vergangenen Jahren, waren auch bei dieser fünften Reise in die dritte Welt wieder unvorhergesehene Widrigkeiten auszuräumen. Mehrere Monate hatten sich die jungen Leute gemeinsam mit ihren Lehrern Dieter Teising und Ernst-Jürgen Schulze auf diese Tour vorbereitet.

Sie hatten Spenden gesammelt, um ein "Solarmedicus"-Gerät aus der Fertigung des Wedeler Unternehmen SET zu kaufen, das mit Strom aus Licht auch im entlegensten Dschungel Medikamente kühlt und Strom für medizinische Geräte liefert. Sie hatten spanisch gebüffelt und die physikalisch-technischen Grundlagen samt der dazugehörigen handwerklichen Kompetenzen verinnerlicht. Nach einem - selbst bezahlten - Flug nach Mittelamerika ruckelten sie schließlich zwei Tage lang über holprige Buschpisten und - mussten erfahren, dass in dem ihnen von der Universität Leon genannten Dorf Sahsa bereits eine leistungsfähige Solaranlage existiert. "Die Stimmung schwankte aufgrund der Enttäuschung und der Anstrengung der Fahrt zwischen Niedergeschlagenheit und Gereiztheit", notierten die Jugendlichen ins Reisetagebuch."

Nach Rücksprache mit den Verantwortlichen an der Universität in Leon griff Plan B: Die Anlage sollte in Valle San Antonio, 80 Kilometer entfernt von Leon, installiert werden. Die Anreise war diesmal nicht so schwierig, doch taten sich andere Fährnisse auf. "Nachdem die Dorfbewohner den Müll rund um die Station beiseite geräumt hatten, begannen wir mit der Installation. Die erste Phase lief - wie bereits von Herrn Schulze erwartet - sehr chaotisch. In der Hitze fiel das Arbeiten nicht besonders leicht, später wurde der Aufbau zusätzlich noch durch von der Decke herabrieselnden Rattenkot erschwert", heißt es im Reisetagebuch.

Selbstverständlich bekamen die Wedeler Jugendlichen die Sache routiniert in den Griff, und deshalb wurden sie von den Einheimischen mit Dank überschüttet. Unisono erklärten die Expeditionsteilnehmer, dass die Armut sie am meisten beeindruckt habe. So bastelten Kinder aus Bananenblättern kleine Figuren, die sie den Europäern schenken wollten - mit dem intensiven Hintergedanken, ein paar Münzen zu bekommen. Auch wenn die Schüler über diese eher ans Betteln erinnernde Art des Geschäftemachens informiert waren, wurde ihnen doch das Herz weich und die Reisekassen wurden ein wenig durch private Entwicklungshilfe erleichtert.

Touristische Programmpunkte trugen außerdem dazu bei, dass die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde, über das im Herbst noch an einem Informationsabend mit Filmvorführung berichtet wird. Der Wasserfall von Estanzuela, der Nebelwald, der Blick in den glühenden Schlund des Vulkans Telica, die Tabakfabrik von Esteli - all das sind unvergessliche Erlebnisse.

Dazu zählt auch die Quarantäne, in die sich die Reisegruppe begeben musste, um sicherzugehen, dass sich niemand die Schweinegrippe aus Mittelamerika mitgebracht hatte. Mundvollschutz, Virentests, Isolierstation mit Trinkwasser aus dem Hahn - die mitteleuropäische Zivilisation hatte die Schüler wieder.