Zwei Personalien haben die Mitglieder des CDU-Stadtverbandes Wedel während ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung beraten.

Wedel/Pinneberg. Während diese Veranstaltung für Wedels Bürgermeister Niels Schmidt einen positiven Ausgang nahm, wurde sie für Landrat Wolfgang Grimme (CDU) eher unerfreulich. Bei nur einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen etwa 25 Christdemokraten, den parteilosen Schmidt bei seiner Wiederwahl zum Bürgermeister zu unterstützen - einstimmig empfahlen sie jedoch ihren drei Kreistagsabgeordneten Heike Beukelmann, Michael Kissig und Lutz Degener, sich dafür stark zu machen, dass die Stelle des Landrates ausgeschrieben wird. Im Klartext: Man hält den Amtsinhaber Grimme nicht für den Besten.

Dabei hätte es für den wegen der "Zwangsgeld-Affäre" um die Missachtung eines Gerichtsurteils in die Schlagzeilen geratenen Grimme noch schlimmer kommen können. Zunächst hatte Wedels CDU-Urgestein Walter Behrmann beantragt, ausdrücklich zu beschließen, dass Grimme von seinen Wedeler Parteifreunden keinesfalls unterstützt wird. Behrmann: "Mit jedem anderen kann es nur besser werden."

Doch obwohl auch Stadtverbandschef Ulrich Kloevekorn deutliche Worte fand ("Was der abgeliefert hat, bereitet mir Bauchschmerzen"), wurde die Ausschreibungsformel gewählt. Ratsherr Peter Meiers Folgerung "Grimme kann sich dann ja bewerben" löste unter den Mitgliedern eine gewisse Heiterkeit aus.

Meier war es auch, der den Mitgliedern die Thematik nahe brachte, wegen der die außerordentliche Mitgliederversammlung im Freihof überhaupt angesetzt worden war: das Drama um die Regio-Kliniken.

Meier, stellvertretender Bürgermeister, schilderte die Historie. Er berichtete, wie 2003 die Kliniken erstmals "in die Schieflage" gerieten, wie der Chirurg Dr. Wolfgang Herzberg im Konflikt das Krankenhaus verließ, und wie er mit der Asklepios-Gruppe verhandelte, die am Wedeler Krankenhaus interessiert war - und wie Grimme diese für Wedel günstige Lösung ablehnte.

Meier erzählte, wie man Grimme gewarnt habe, die Geburtshilfe in Wedel zu schließen, weil Wedeler Mütter eher nach Hamburg als nach Pinneberg zur Entbindung fahren würden: "Er hat nicht auf uns gehört. Aber jetzt entbinden nur etwa fünf Prozent der Mütter aus Wedel in Pinneberg."

Der Appell der Wedeler CDU an ihre Kreistagsabgeordneten, einer Ausschreibung der Landratsstelle zuzustimmen, verhallte - zumindest vorerst - ungehört. Während der Kreistagssitzung brachte der SPD-Abgeordnete Helmuth Jahnke den Antrag seiner Fraktion auf Ausschreibung des Landratspostens ein. Grimme missachte die Selbstverwaltung, so Jahnke, seine Tage im Amt seien gezählt. Es müsse im Interesse des Kreistages liegen, eine vernünftige Auswahl treffen zu können. Vorschläge aus dem kleinen Kreis des "CDU-FDP-Zentralkomitees" seien da nicht hilfreich.

Für Heike Beukelmann nichts als "Polemik", ihre Fraktion werde abwarten, wie die Verhandlungen in Kiel über die künftige Gesetzeslage zur Wahl der Landräte ausfallen, "dann können wir immer noch entscheiden".

Klaus G. Bremer (FDP) assistierte ihr: "Im Herbst können wir uns in Sachen Ausschreibung des Landratspostens wieder sprechen."

Der Landtag hatte allerdings die Frage, ob Landräte künftig direkt von der Bevölkerung oder von den Kreistagen gewählt werden sollen, am Freitag wegen der aktuellen Debatte um den Fortbestand der Koalition von der Tagesordnung genommen. Sollte sich der Landtag heute oder am kommenden Donnerstag auflösen, ohne diese Frage zu klären, gäbe es wegen der fehlenden gesetzlichen Grundlage Rechtsunsicherheit bei der im Kreis Pinneberg anstehenden Landratswahl.