Glück im Unglück: Wären die Strohvorräte schon eingelagert gewesen, wäre das Gehöft ein Raub der Flammen geworden.

Seester. Der Schreck stand ihm noch ins Gesicht geschrieben. "Drei Wochen später - und hier hätte nichts mehr gestanden", sagte Reimer Lindemann im Gespräch mit der Pinneberger Zeitung. "Dann wäre die Scheune voll Stroh gewesen." Das Feuer wäre nicht mehr zu stoppen gewesen. Am Abend zuvor retteten 80 Feuerwehrkräfte Scheune und angrenzendes Wohnhaus des Landwirts in Seester. 35 Kühe und 15 Kälber konnte Lindemann selber noch rechtzeitig ins Freie bringen.

Der Bauer selbst hatte das Feuer entdeckt. "Ich war gerade beim Melken", erzählt Lindemann, der seit 15 Jahren Milchviehwirtschaft auf seinem Hof im Kurzenmoor betreibt. Plötzlich sah er einen hellen Lichtschein im Dachgebälk. Der Dachstuhl hatte Feuer gefangen. Lindemann reagierte sofort und trieb das Vieh nach draußen. Die Feuerwehr alarmierte ein Nachbar, der den Brand auch sogleich bemerkt hatte.

"Wir sind ja schon schnell. Aber dieses Mal waren wir besonders schnell", sagt Jörg Hinrichs, Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Seester. Wenige Minuten nach der Alarmierung um 18.23 Uhr sind bereits 30 Einsatzkräfte aus Seester am Ort des Geschehens. "Ich war einer er ersten mit Atemschutz in der Scheune, die bereits komplett verraucht war", sagt Hinrichs. Brandbekämpfung sei immer eine Frage des Timings, weiß er. "Wenn man rechtzeitig da ist, kann man auch mit einer Kübelspritze ein noch kleines Feuer löschen." Und Wehrführer Hermann Stieler sagt: "Fünf Minuten später und wir hätten einen Vollbrand gehabt."

Aber die Seesteraner holten sich zur Sicherheit noch Hilfe aus Elmshorn und Klein Nordende. Mit der Drehleiter und zeitweise sieben Strahlrohren waren insgesamt 80 Wehrkräfte im Einsatz. Wegen der Lage des Hofes mussten 1,3 Kilometer Schlauch verlegt werden. Die Feuerwehr förderte Wasser von einem Hydranten, einem Bohrbrunnen und aus einer Wetter. Ein Teil des Daches wurde geöffnet, damit die Feuerwehrmänner besser an die Brandnester im Dachstuhl herankamen. Bis 22 Uhr dauerten die Nachlöscharbeiten.

Landwirt Lindemann kam nicht zur Ruhe. Die Milchpumpe, die er als Brandursache in Verdacht hat, ist Schrott. Morgens um 4 Uhr schloss er eine Notpumpe von seinem Schlepper an. "Die Kühe müssen ja gemolken werden, sonst gehen sie kaputt." 750 Liter Milch sind jeden Tag abzupumpen und zur Meierei zu bringen. Über die Höhe des Schadens hat sich Lindemann noch keine Gedanken gemacht. "Schlimmer als der Brand- ist der Wasserschaden." Davon ist auch das Wohnhaus betroffen.