Das Barlach-Museum präsentiert 190 Exponate, die im Iran für viel sehr Aufsehen gesorgt haben.

Wedel. Es sind Barlachs Plastiken und Grafiken, die - auf das Wesentliche reduziert - den Betrachter beeindrucken. Nicht minder ausdrucksstark sind die Zeichnungen von Käthe Kollwitz. Schon zu Lebzeiten wurden Werke der beiden Künstler zusammen in Ausstellungen der Berliner Sezession gezeigt. Mit der Ausstellung "Ernst Barlach - Käthe Kollwitz. Über die Grenzen der Existenz" werden jetzt Arbeiten beider in den Räumen des Wedeler Ernst Barlach Museums in der Mühlenstraße 1 als Dauerausstellung präsentiert. Das Besondere an dieser Schau: Sie war bereits Anfang dieses Jahres in Teheran zu sehen und hat dort für viel Aufsehen gesorgt.

Augrund der aktuellen Situation im Iran stimmen die Exponate besonders nachdenklich. Noch im Januar war die Barlach-Kollwitz-Ausstellung als erste westliche Kunstpräsentation seit 2005 zu Gast im Museum für Moderne Kunst in Teheran. "Konnte man ahnen, wie sehr die Bildwerke von Kollwitz und Barlach die existenziellen Fragen des überwiegend jungen Publikums im Iran berühren würden?", fragt Heike Stockhaus als Kuratorin der Ausstellung rückblickend.

Die Werkschau, die insgesamt 190 plastische und grafische Arbeiten präsentierte und von einem deutsch-persischen Katalog begleitet wurde, hatte täglich um die 400 Besucher. In einer ausführlichen historischen Chronologie wurden nicht nur das Leben der beiden Künstler, sondern auch die für beide wesentlichen historischen und politischen Entwicklungen in Europa zwischen 1870 und 1945 vorgestellt. "Vor dem Hintergrund der zivilen Bürgerbewegung im Iran für Demokratie und Meinungsfreiheit in der jüngsten Zeit stimmen die Werke von Barlach und Kollwitz nachdenklich und zeugen von trauriger Aktualität", sagt Stockhaus.

"Die Werke dieser beiden großen deutschen Künstler sind reich an Liebe für die Entrechteten, an Hingabe und Mitgefühl für die Unterdrückten", schrieb der iranische Generalmuseumsdirektor Mahmud Shalui im Vorwort des Kataloges zur Teheranausstellung. "Wenn man sich heute die aus Teheran

zurückgekehrten Werke im Ernst Barlach Museum Wedel ansieht", so Stockhaus, "mischt sich ein beklemmendes Gefühl in den eigenen Blick: Als würden noch die vielen Augenpaare der iranischen Ausstellungsbesucher an ihnen haften und uns die zeitlose Gültigkeit der Arbeiten von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach erneut bewusst machen."

Doch auch jenseits dieser jüngsten Ereignisse in Teheran sind und bleiben die Werke der beiden renommierten Künstler eindruckvolle Arbeiten, die einen Besuch in dem Wedeler Museum lohnend machen. Beide beschäftigen sich mit den Menschen und der Last des Lebens, die ihnen manchmal aufgebürdet wird.