Beim Training für die Nachprüfung oder bei probeversetzten Schülern ist ein Urlaubslernplan hilfreich.

Kreis Pinneberg. Lehrer in 108 Schulen des Kreises verabschieden am späten Vormittag 36.000 Schüler in die langen Sommerferien. Die letzte Amtshandlung der Pädagogen: Sie verteilen die Zeugnisse. Für die einen ein Grund zur Freude, für andere viele Schülergenerationen lang der am meisten gefürchtete Augenblick im Jahr.

Heute haben die so genannten Giftblätter auch für Wackelkandidaten weitgehend ihren Schrecken verloren: Schüler und Eltern kennen längst die Einsen bis Sechsen, die morgen auf dem Papier stehen werden. Die sind nämlich in den vergangenen Wochen im Unterricht und in Elterngesprächen ausführlich thematisiert worden. Ein akutes Zeugnissorgentelefon gibt es beim Schulamt des Kreises Pinneberg daher nicht mehr, schon aber die Schulpsychologen.

Sie stehen Schülern, Eltern und Lehrern das ganze Jahr über zur Seite, wenn es Probleme gibt, wenn die Leistungen nicht den Erwartungen entsprechen, wenn Kinder die Schule wechseln müssen, auf Probe versetzt wurden oder nach den Sommerferien eine Nachprüfung ablegen müssen.

Der Rat der Schulpsychologen bei miserablen Noten: Schimpfen oder Bestrafen helfen nicht. Streit, Frust und Tränen sind die schlechtesten Lehrmeister. "Eltern, Lehrkräfte und Schüler müssen gemeinsam die Ursachen für schlechte Zensuren erkennen, um gezielt Hilfe leisten zu können", so Beatrix Malsch, Schulpsychologin des Kreises Pinneberg. Bei Schulkummer empfiehlt sie Eltern an erster Stelle, "das Gespräch mit den Lehrern" zu suchen. Von falschem Elternehrgeiz rät die Fachfrau ab. Im Vordergrund sollten die Ziele der Söhne und Töchter stehen, die sie mit den Antworten auf folgende Fragen formulieren könnten: "Was ist der Grund für die schlechten Leistungen?", "Was willst Du erreichen?", "Reicht Dir eine Vier oder willst Du besser werden?"

Auf Grundlage der Antworten ließen sich Lernstrategien und -verfahren entwickeln, bei denen die Lehrer im neuen Schuljahr auf jeden Fall helfen könnten.

"Ja. In den Ferien darf gelernt werden", sagt Beatrix Malsch. Die Erholung sollte aber auch bei Schülern mit miesem Zeugnis im Vordergrund stehen. Stress ist verboten. "Auch die Eltern brauchen schließlich ihren Urlaub", meint die Schulpsychologin. "Beim Training für die Nachprüfung oder bei probeversetzten Schülern ist ein Urlaubslernplan hilfreich, der feste Zeiten vorgibt. Das sollten Eltern und Kinder auf jeden Fall vor den Ferien verbindlich absprechen."

Kinder mit weniger akuten, aber bestehenden Lernproblemen können die schulfreie Zeit nutzen. "Spannender Lesestoff kann bei Lese- und Rechtschreibschwächen helfen", sagt Beatrix Malsch. Matheprobleme ließen sich mit Zahlenknobeleien oder -rätseln ganz gut in den Griff kriegen. "Wichtig ist, dass die Kinder sich die Bücher aussuchen."

Ein Trost zum Schluss: Schlechte Zensuren sind für Schüler wie für Eltern kein Grund, panisch zu reagieren. "Kinder, die sich in der Schule schwer tun und kämpfen müssen, sammeln Widerstandskraft fürs Leben", sagt Heidemarie Brosche, Autorin des Buches "Warum es nicht so schlimm ist, in der Schule schlecht zu sein", erschienen im Kösel-Verlag (ISBN-13: 978-3466308170).