Der Elmshorner Aleksej G. (21) bat die Opfer der Überfälle um Entschuldigung - und will sie entschädigen.

Elmshorn/Itzehoe. Aleksej G. machte gestern reinen Tisch. Der 21-jährige Elmshorner gilt als einer der Köpfe der sogenannten Spielhallen-Bande, die zwischen Mai und September 2008 in den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Segeberg acht Spielhallen sowie ein Wettbüro überfiel. Seit Mitte Mai müssen sich insgesamt zehn Angeklagte dafür vor dem Landgericht Itzehoe verantworten.

Neben John C. (31) aus Hohenlockstedt war Aleksej G. bei allen Überfällen dabei - und beide waren laut seiner Aussage die Ideengeber. "Ich bin in der Lage, solche Automaten sehr schnell zu öffnen, das habe ich John mal erzählt." Daraufhin hätten sie beschlossen, diese "Gabe" zu nutzen. "Ich hatte keine Arbeit, kein Geld und Probleme mit der Familie", so der Angeklagte.

Der erste Überfall fand am 16. Mai 2008 statt - auf ein Wettbüro am alten Markt in Elmshorn. In der Heimatstadt von Aleksej G. endete 21. November auch die Serie - betroffen war die Spielhalle "Fair Play" am Flamweg. "Es war nie Gewalt gegen Personen geplant", so der Elmshorner. Dass Mitarbeiter sowie Kunden noch heute unter den Taten leiden würden, tue ihm sehr leid.

Die zehn Angeklagten hatten die Überfälle in wechselnden Beteiligungen begangen - und stets die Mitarbeiter sowie anwesende Kunden gefesselt und geknebelt, ihnen zum Teil auch die Augen zugeklebt. Zudem wurden sie mit - täuschend echt aussehenden - Schreckschusswaffen bedroht. Dabei ging die Gruppe arbeitsteilig vor: Stets wartete ein Fluchtwagen nebst Fahrer vor dem Objekt, einer stand Schmiere, einer kümmerte sich um die Opfer - und ein bis zwei Täter hebelten die Automaten auf und sammelten das Geld ein. Gesamtbeute: 76 000 Euro.

Laut Aleksej G. sei die Serie nicht geplant gewesen. "Wir haben angefangen, das hat gut geklappt, da haben wir weitergemacht." Ihm wäre lieber gewesen, gleich bei der ersten und nicht bei der neunten Tat aufzufliegen. "Dann wäre es vorbei gewesen." So seien immer mehr Personen aus seinem Umfeld auf den lukrativen Gelderwerb aufmerksam geworden. "Ich habe niemanden zum Mitmachen gezwungen. Es war eher so, dass die uns bedrängt haben, mitmachen zu dürfen."

So wurde die halbe Fußballmannschaft von Aleksej G. rekrutiert - dazu gehörte auch sein Bruder Dimitri, der gestern ebenfalls aussagte. "Es tut mir leid, was wir alles verbockt haben", so der Bruder. Der eine Monat in Untersuchungshaft habe ihm stark zugesetzt.

Während Dimitri G. inzwischen Haftverschonung genießt, sitzt sein Bruder Aleksej nach wie vor ein - ebenso wie John C. und der Elmshorner Peter M., deren Tatbeiträge am größten waren. Alle zehn Angeklagten wollen in dem Verfahren aussagen, bisher hat die Kammer fünf von ihnen gehört. Alle haben die Überfälle weniger dramatisch geschildert als in der Anklageschrift aufgeführt - und alle betonten, vor den Taten Unmengen Alkohol konsumiert und daher im Rausch gehandelt zu haben. So sprach etwa Dimitri G. von Whisky und Wodka - und zwar flaschenweise.

Zwei der Opfer sind dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen. Sie leiden unter psychischen Problemen, sind kaum noch arbeitsfähig - und haben Anträge auf Schmerzensgeld gestellt. Aleksej G. ließ über seinen Anwalt Marcus Wensing erklären, die Opfer von sich aus zumindest symbolisch entschädigen zu wollen. "Es wird aus dem Umfeld der Familie ein nicht unerheblicher Betrag zur Verfügung gestellt", so der Jurist, der von "zwischen 3000 und 5000 Euro" sprach. Der Prozess wird fortgesetzt. Mit einem Urteil in dem Verfahren wird frühestens Mitte August gerechnet.