Kurt P. widerrief zudem sein bei den Kripo-Ermittlern und dem Haftrichter abgelegtes Geständnis.

Elmshorn/Itzehoe. Früher war Kurt P. (65) Wärter in einem Hamburger Gefängnis. Seit Ende Februar sitzt er selber in Untersuchungshaft. Gestern begann vor dem Landgericht Itzehoe der Prozess gegen den Mann, der am 29. August 2007 in Elmshorn seine Lebensgefährtin Renate E. (63 *) getötet und die Wohnung in Brand gesetzt haben soll. Die Frau verbrannte auf ihrem Bett, das Feuer beschränkte sich auf das Schlafzimmer.

Das Verfahren startete mit einer Überraschung: Der Angeklagte, dem Totschlag, schwere Brandstiftung und versuchter Mord (letzteres an der auch in der Wohnung anwesenden behinderten Tochter des Opfers) vorgeworfen wird, verweigerte die Aussage. Zudem ließ er über seinen Verteidiger Torben Schneider erklären, seine vor den Ermittlungsbeamten sowie dem Haftrichter gemachten Geständnisse zu widerrufen. Nur durch diese Einlassung war der Fall jedoch nach 14-monatiger Ermittlungsarbeit aufgeklärt worden. Weitere Beweise, die eine Täterschaft des 65-Jährigen bezeugen, gibt es nicht.

Folgerichtig hörte das Gericht gestern den Kripo-Beamten Andreas J. (44) an, der den Fall von Beginn an bearbeitete - und Kurt P. schließlich "weichkochte". Ob dieses Geständnis den prozessualen Anforderungen entspricht, muss allerdings das Gericht entscheiden: So soll J. auf den Angeklagten Druck ausgeübt haben, in dem er die Abgabe des Falls an die Mordkommission in Aussicht stellte und äußerte, dass sich dann "ein ganzes Team" damit befassen würde.

"Es gab einen Streit, sie hat ihm seine Impotenz vorgeworfen. Er wollte, dass sie aufhört und hat ihr ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, bis sie sich nicht mehr bewegte", so erinnerte sich J. an das Geständnis. Dann habe der Angeklagte ("Er dachte, er hätte sie umgebracht") ein Feuerzeug aus der Küche geholt und die Matratze des Bettes, auf dem Renate E. lag, angezündet und schließlich die Wohnung nach dem Absperren verlassen.

Einen Tag später erschien Kurt P. bei Nachbarn, lieh sich deren Schlüssel für die Wohnung von Renate E. - und entdeckte im Beisein der Nachbarn die Leiche. "Er machte mich auf den Rußfleck über der Schlafzimmertür aufmerksam, öffnete die Tür und sagte, Renate liegt nackt und verbrannt neben dem Bett", so Nachbarn Brigitte K. (52). Dann sei Kurt P. auf die autistische Tochter der Toten, die im Nachbarzimmer Puzzle spielte, losgegangen und habe ihr die Schuld daran gegeben.

Auch der Kripo gegenüber äußerte Kurt P., dass die behinderte Tochter gezündelt haben müsse. Die Ermittler jedoch glaubten das nicht - und sie fanden heraus, dass Renate E. die Beziehung zu Kurt P. vier Wochen vor ihrem Tod beendet hatte. Das hatte der 65-Jährige stets bestritten. Zudem hatte die Kripo Zweifel an der Aussage des 65-Jährigen, er habe keinen Schlüssel für die Wohnung der Freundin besessen. "Irgendwann im Laufe der Ermittlungen hatte ich das Gefühl, dass Herr P. der Täter ist", so Kripo-Mann Andreas J.. Im Mehrfamilienhaus, in dem Renate E. mit ihrer Tochter lebte, war Kurt P. nicht wohlgelitten. Der aus Horst stammende 65-Jährige war verheiratet, seine Frau schwer krank. Kein Verständnis habe er für dieses "Bratkartoffelverhältnis" gehabt, bekannte Nachbar Henry R. (79). Der Prozess wird fortgesetzt.