Der 33-Jährige ist sehr gefragt, doch die Einladung des “Bücherwurms“ hat er als erste angenommen.

Pinneberg. Zuerst die schlechte Nachricht: Jens Petersen ist kein Pinneberger. Die gute Nachricht: Der in Rellingen aufgewachsene, frisch gekürte Ingeborg-Bachmann-Preisträger betrachtet Pinneberg als seine Heimat. "Mein Elternhaus steht ja nur ein paar Schritte von der Stadtgrenze entfernt, ich bin in Pinneberg zur Schule gegangen, bin da täglich durch die Innenstadt gelaufen und hab' als Junge Stunden in der Kinderbuchecke im 'Bücherwurm' verbracht. Pinneberg ist meine Heimat", sagt Jens Petersen.

Und nun das Beste: Der 33-jährige blonde Schwiegermuttertraum, der in Zürich als Neurologe arbeitet, kommt in die Kreisstadt. Er liest in seiner Lieblingsbuchhandlung den preisgekrönten Auszug aus dem Romanprojekt, mit dem er das Wettlesen in Klagenfurt gewonnen hat: "Bis dass der Tod" - eine, wie es ein Schweizer Kritiker formulierte, "ungewöhnlich feinnervige Doppelmordstudie".

Jens Petersen ist in diesen Tagen ein bundesweit gefragter Mann. "Ich bin ein paar Minuten unter der Dusche, da liegen schon wieder vier Anfragen für Lesungen und Interviews vor: Im Schweizer Fernsehen, in Zürich, in Erlangen, in Hamburg. Hier geht richtig die Post ab", sagt Petersen. Den Vorzug gibt Petersen allerdings Pinneberg. Mir ist es ein großes Anliegen, im "Bücherwurm" zu lesen, deshalb habe ich nach der Preisverleihung gleich Kontakt mit Reinhold Timm aufgenommen. Ich kannte ihn und kenne Antje Schirmer sehr lange."

Im Frühjahr 2005 hat Jens Petersen erstmals öffentlich gelesen - im "Bücherwurm" - aus seinem Debütroman "Die Haushälterin". "Am Abend vorher hat meine Mutter im Freundes- und Bekanntenkreis herumtelefoniert, um ein paar Zuhörer zusammenzukriegen", erinnert sich Petersen. "Dieses Mal kommen hoffentlich ein paar Leute mehr."

Pinneberg hat bei Petersen Spuren hinterlassen, die auch in "Die Haushälterin" auftauchen. "Bei der Beschreibung des Sees hatte ich den Wollny-See vor Augen". Philipp heißt der sensible Junge im Roman. "In einer Szene wird er im Schulzimmer brüskiert. Dafür hatte ich einen Klassenraum im Johannes-Brahms-Gymnasium im Kopf."

Im preisgekrönten Romanauszug "Bis dass der Tod" erzählt Petersen die Geschichte eines Mannes, der seine Freundin und sich selbst umbringt. Zeit-Autor David Hugendick nannte das "postapokalyptische Szenarien". "Die Landschaft, die Atmosphäre Pinnebergs, wie ich sie heute erlebe, habe ich für diese Geschichte verwendet", sagt Petersen. "Ramschläden halten Einzug, alteingesessene Boutiquen sind verschwunden. Das ist trist und traurig. Es tut weh, die auf den Hund gekommene Innenstadt zu sehen."

Petersen pflegt seine Bindung zur Heimat. "Ich habe nach der Preisverleihung viele Glückwünsche aus Pinneberg und Rellingen bekommen, auch von Bürgermeisterin Alheit: "Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich ein Feedback aus Pinneberg bekomme. Das ist für mich etwas ganz Besonderes."