Der Dienstag war kein schöner Tag für Mario Porten (42) und Ralph Schmieder (43). Als Vorstandschef und Vertriebsvorstand der Sparkasse Südholstein müssen sie die Bilanz des desaströsen Geschäftsjahres 2008 verantworten.

Pinneberg/Neumünster. Müssen erklären, warum sie als einzige Sparkasse der Republik eine kräftige Finanzspritze aus dem Sicherungsfonds benötigen.

Porten und Schmieder geben Entwarnung - und das Signal: Alles ist gut, keiner braucht sich Sorgen zu machen, schon gar nicht die etwa 290 000 Kunden.

Die aber blicken bange auf die nackten Zahlen. Die Sparkasse Südholstein habe 2008 laut Mario Porten 58 Millionen Euro an Rücklagen, sogenannten "Vorsorge-Millionen", aufgebraucht. Nur noch ein zweistelliger Millionenbetrag sei übrig. Die Pleite der HSH Nordbank schlage mit 32 Millionen Euro zu Buche. Bei den Eigenanlagen der Bank entwickelten sich fast alle Werte negativ, Ausfälle in Höhe von 17 Millionen Euro seien zu verzeichnen, weitere 30 Millionen Euro stünden an schwebenden Verlusten auf Bankenschuldverschreibungen noch an.

Schuld an alldem ist aus Sicht der Banker die in dieser Größenordnung nicht erwartete Finanzkrise. Mario Porten sagt, die Sparkasse Südholstein habe "gelitten wie alle anderen auch". Aus "historischen Gründen" habe man mit jetzt 293 Millionen Euro eine schwache Eigenkapitalausstattung. In den vergangenen Jahren habe es einen "kontinuierlichen Aufbaukurs" gegeben, um die Eigenkapitaldecke zu stärken. "Wir waren auf einem guten Weg, aber noch nicht stark genug für eine Finanzkrise dieses Ausmaßes", sagt Porten.

Um "den öffentlichen Auftrag zum Wohle der Region" bewältigen zu können, müsse jetzt Geld aus dem Sicherungsfonds her. Porten hält sich bedeckt, die Gespräche würden laufen. Die Sparkasse stecke in keiner Kreditklemme. "Wir sind ausgesprochen liquide und für die nächsten Jahre mit Refinanzierung ausgestattet." Kein Kunde müsse um seine Einlagen fürchten. Trotz aller Schwierigkeiten stünde laut Porten keine Filiale zur Disposition. Außer dem bereits laufenden Personalabbau von 150 Stellen werde es keinen weiteren Arbeitsplatzabbau geben.

So habe das Geschäftsjahr 2008 für die Sparkasse Südholstein im Fazit "zwei Gesichter": Die negative Entwicklung des Wertpapierhandels, aber eine unverminderte Stärke im Kundengeschäft, etwa bei der Altersvorsorge. Hier seien die Südholsteiner sogar die bundesweit Erfolgreichsten unter den 440 Sparkassen, sagt Ralph Schmieder. Pro Privatgirokonto werde eine Beitragssumme von 756 Euro für diesen Bereich verzeichnet, die Provisionserträge aus diesem Geschäft belaufen sch auf etwa fünf Millionen Euro (ein Plus von 75 Prozent). Auch beim Sparkapital geht die Entwicklung nach oben: 2008 vertrauten die Kunden der Bank 1,7 Milliarden Euro (plus 3,3 Prozent) an, die Kundeneinlagen liegen nun insgesamt bei 3,2 Milliarden Euro. "Das ist die positive Seite der Finanzkrise: Die Rückbesinnung der Kunden auf die sicheren Werte."