Politik, Öffentlichkeit und Medien denken, schreiben und sprechen derzeit viel über die Zukunft der Regio-Kliniken.

Fest steht, dass nach dem Beschluss des Kreistages die kommunale Trägerschaft auf einen Minderheitsanteil von 25,1 Prozent reduziert werden wird, und bis zu 74,9 Prozent der Kliniken in neue Hände gehen sollen.

Vieles spricht aus meiner Sicht dafür, die Gesundheitsdienstleistungen weiterhin in regionalen Strukturen zu belassen.

Bislang haben vor allem die Modelle im Gesundheitswesen Erfolg, die eine enge Bindung zwischen Patient und Leistungserbringer gewährleisten. Nur im Herstellerbereich wie in der pharmazeutischen Industrie oder der Medizintechnik agieren nationale oder internationale Konzerne erfolgreich.

80 Prozent der 4,5 Millionen Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen arbeiten eng eingebunden in lokalen oder regionalen Strukturen, organisieren sich, bilden Netzwerke und nutzen das Prinzip kurzer Wege für die inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung.

Bekommt ein Unternehmen den Zuschlag, welches selber Kliniken in Norddeutschland betreibt, besteht die Gefahr, dass dieses Patientenströme in bestehende Häuser der Kette umsteuert, verbunden mit einem möglichen Abbau des medizinischen Angebotes in den Regio-Kliniken und damit in der Region Pinneberg.

Für wichtig halte ich auch den Aspekt, dass im Fall des Engagements nationaler Konzerne lokale Wirtschaftsbeziehungen vielfältig aufgekündigt werden. Dies betrifft sowohl den Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung als auch die Kooperation mit sonstigen Leistungserbringern.

Ganz wichtig ist es aus meiner Sicht, die Management-Kompetenz im Kreis Pinneberg zu halten. Als Gesprächs- und Verhandlungspartner bevorzuge ich Mit-Eigentümer, die kompetent und verantwortlich vor Ort entscheiden können, angestellte "Manager" der Klinik-Ketten werden wesentliche Entscheidungen kaum selbst treffen, sondern immer mit einer fernen "Zentrale" in Frankfurt oder Schwerin abstimmen müssen.

Und die "64. Filiale" einer nationalen Klinik-Kette zu sein, kann auch nicht das Ziel der Bürger und Politiker im Kreis sein, zumal es der schon heute bestehenden Qualität der medizinischen Versorgung in den drei Kliniken nicht gerecht wird.

Die vielen guten und engagierten Mitarbeiter bei Regio haben etwas anderes verdient, als am "Katzentisch" eines Konzerns zu sitzen. In diesem Sinne plädiere ich - auch als Partner der stationären Einrichtungen - für eine verantwortungsvolle Entscheidung, mit wem wir künftig im Kreis arbeiten wollen.

Dirk Kehrhahn, ist Geschäftsführender Gesellschafter des Flora Gesundheits-Zentrums in Elmshorn, Mitglied im Vorstand des Gesundheitsnetzes Elmshorn und Mitglied im Ausschuss für Gesundheitswirtschaft der DIHK in Berlin