Insgesamt 42 Kilogramm Benzol und 33 Kilogramm Chlorbenzol haben die Filteranlagen im vorigen Betriebsjahr heraus gefiltert.

Schenefeld. Abgeschottet mit Drahtzaun und einem großen Gittertor liegt die grüne Wiese unscheinbar in der Sonne. Nur auf den zweiten Blick wird klar, dass es mit dem Areal unweit der Blankeneser Chaussee in Schenefeld etwas Besonderes auf sich hat. Dicke gekrümmte Belüftungsrohre dringen in regelmäßigen Abständen aus dem Erdboden. Ein großer Container am Tor beherbergt Umwelttechnik - und das hat seinen Grund: Unter dem satten Wiesengrün verbirgt sich die gefährlichste Altlast im Kreis Pinneberg, die Deponie S 3.

Tag und Nacht wird hier die Belastung des Grundwasserstroms gemessen und das Wasser mit Millionenaufwand saniert. Noch immer holen die Filteranlagen hochgiftige, krebserregende Chemikalien aus dem Wasser. Allein im Betriebsjahr April 2008 bis März 2009 waren es 42 Kilogramm Benzol und 33 Kilogramm Chlorbenzol. Das geht aus dem jetzt vorgelegten Bodenschutz- und Altlastenbericht des Kreisfachdienstes Umwelt hervor. Seit Beginn der Sanierung wurden hier mehr als 2500 Kilogramm Benzol und 965 Kilogramm Chlorbenzol aus dem Grundwasser entfernt - Erblast aus den 50er und 60er-Jahren, als Müll aller Art in Sand- und Kieskuhlen abgeladen wurden, in der Schenefelder Kuhle außerdem industrielle Ölschlämme.

Experten vermuteten schon Mitte der 80er-Jahre, dass sich unter dem etwa 22 000 Quadratmeter großen Areal gefährliche Altlasten verbergen. Doch erst 1990 stellten Experten im Rahmen der Grundwasserüberwachung die hochgiftigen Substanzen im Grundwasser unter dem ehemaligen Verkehrsübungsplatz fest. Über eine Galerie von Brunnen wurde das verunreinigte Wasser seit Mitte 1997 gefördert und über die Schmutzwasserkanalisation Schenefelds an den Abwasserzweckverband zur Behandlung weitergeleitet. Aufgrund eines drastischen Anstiegs der Benzolkonzentration installierten Techniker vor zehn Jahren eine komplette Aufbereitungsanlage mit Aktivkohlefilter. Zwar ist die Grundwasserbelastung rückläufig, doch Vorsicht ist nach wie vor geboten, nicht zuletzt wegen der Gasbildung. Die wird zum Schutz angrenzender Wohnbebauung weiterhin regelmäßig beobachtet und über eine Deponiegasreinigung ohne Schadstoffe abgeführt. Das üppige Grün über der Deponie existiert seit 2002, als die Deponie mit einer dicken Kunststoff-Folie abgedichtet und ein Meter Humus aufgetragen wurde.

Rund fünf Millionen Euro sind seit 1985 in die Sanierung der Deponie S 3 geflossen. Wann der Zustrom von Benzol und Chlorbenzol ins Grundwasser einmal versiegen wird, weiß niemand. "Das können wir einfach nicht mit Sicherheit vorhersagen", sagt Einar Landschoof, zuständiger Bearbeiter im Kreisfachdienst Umwelt. Eine Wohnbebauung auf der Deponiefläche gilt als ausgeschlossen. Das Areal als Industrie- oder Gewerbefläche freizugeben, sei schon einmal angedacht worden, so Landschoof. Landesplanung sowie Naturschutz hätten dies abgelehnt, da es sich dort um einen schützenswerten Grüngürtel handele. Aktuell, so Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof, habe auch die Stadt keine Pläne auf dem Deponie-Areal. Sollte dort einmal etwas gehen, müsse erst grünes Licht aus Kiel kommen.