Raus aus den Kartoffeln - rein in die Kartoffeln. Für Steffen Kühhirt, Funktionär der Gewerkschaft Ver.di im Landesbezirk Nord, sind die Kartoffeln in diesem Fall der Aufsichtsrat der Regio-Kliniken.

Kreis Pinneberg

Erst Ende April war der Gewerkschafter aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten, weil er Interessenkonflikte zwischen seiner Rolle als Arbeitnehmervertreter und der als Aufsichtsrat des ins Schlingern geratenen Unternehmens gesehen hatte. Außerdem hatte er geäußert, zu Landrat Wolfgang Grimme (CDU) und der Geschäftsführung kein Vertrauen zu haben. Allerdings: Bei den jetzt anstehenden Wahlen zum Aufsichtsrat tritt Kühhirt wieder an, obwohl in dem Gremium wieder mehrere Personen des alten Aufsichtsrates mit Landrat Wolfgang Grimme an der Spitze sitzen dürften. Kühhirt: "Für die bisherige Amtszeit bin ich gerichtlich bestellt gewesen. Es war eine Art Feigenblatt. Der jetzt zu wählende Aufsichtsrat wird paritätisch besetzt, und wenn ich in das Gremium mit den Stimmen der Arbeitnehmer einziehe, macht das schon einen großen Unterschied."

Er wiederholte seine Kritik an Landrat und Geschäftsführung. "Ich hatte vor dem Rücktritt zwei, drei Sitzungen mitgemacht und keine Zahlen bekommen", so der Gewerkschafter. Die zu geringe Ausstattung des Unternehmens mit Eigenkapital wertet er als "Kardinalfehler". Das Wachstum des Unternehmens sei "zu schnell und nicht organisch" gewesen. "Bei der Shopping-Tour von Kassensitzen und Seniorenheimen hat die Geschäftsführung über die Verhältnisse gelebt."

Dennoch bezeichnete Kühhirt die Strategie, ein medizinisches Dienstleistungsunternehmen mit breitem Angebot aufzubauen, als richtig. Entschieden lehnte Kühhirt eine Privatisierung des im Besitz des Kreises Pinnebergs befindlichen Unternehmens ab. "Wenn das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt ist - warum sollte man es dann privatisieren?" Einschlägige Erfahrungen hätten belegt, dass es im Falle einer Privatisierung zu Arbeitsplatzabbau, -verdichtung und einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung komme.

Für die Regio-Kliniken sehe er eine Zukunft als Maximalversorger in der Region. Die Frage, ob alle Angebote in der jetzigen Art erhalten bleiben können oder ob "die eine oder andere Sache umstrukturiert" werden müsse, könne er jedoch erst beantworten, wenn verlässliche Zahlen auf den Tisch kämen. Generell wolle sich die Gewerkschaft Änderungen nicht verschließen.