Frisch vom Feld kosten die Beeren nur 2,30 Euro pro Kilo - für den Preis darf sogar unbegrenzt genascht werden.

Rellingen

Auf und nieder - Kniebeugen, Hocken, Rumpfkrümmungen. Frühgymnastik unter freiem Himmel ist eine feine Sache: Die eingerosteten Gelenke werden wieder beweglich, und der Kreislauf kommt auch auf Touren. Bei den Übungen auf dem Feld an der Kellerstraße in Rellingen wird der sportliche Aspekt allerdings zur Nebensache. In erster Linie geht es darum, sich an die jungen Früchtchen heranzumachen, die kaum verdeckt unter dem grünen Blätterkleid in Bodenhöhe hervorlugen.

"Erdbeeren zum Selberpflücken" lautet das Angebot von Landwirt Hans-Peter Kühl. Und das lassen sich die Liebhaber fruchtiger Gaumenfreuden nicht entgehen. Schon vormittags herrscht auf der ausgedehnten Anbaufläche reger Betrieb. Dann sind vor allem Rentner auf dem noch etwas feuchten Boden unterwegs, um die leuchtend roten Erdbeeren behutsam abzupflücken und im Korb zu deponieren. Nachmittags und an den Wochenenden kommen auch jüngere Semester hinzu. Was sie alle lockt, ist der Preis: Für 2,30 Euro pro Kilo geht man gern mal in die Knie, um der leckeren Gaumenfreuden habhaft zu werden. Frisch vom Feld schmeckt es eben am besten. Und das darf sogar jeder ausprobieren. "Naschen ist ausdrücklich erlaubt und kostet nichts extra", sagt Christine Gamrat, die an der Kasse die Ernte abwiegt.

Heidi Linska hat 2,4 Kilogramm im Korb. "Das meiste wird Marmelade, ein bisschen gibt's frisch, und außerdem mache ich noch eine Erdbeerbowle für meine Freundinnen", erzählt die Pinnebergerin. Hans Heerde wuchtet zwei prall gefüllte Körbe mit fast zehn Kilogramm Erdbeeren auf den Tresen, die der Ellerbeker gemeinsam mit seiner Frau in knapp zwei Stunden gepflückt hat. "Was nicht als Marmelade verarbeitet wird, kommt in die Tiefkühltruhe", sagt Heerde schmunzelnd und in Vorfreude auf die köstlichen Genüsse außerhalb der aktuellen Erdbeersaison. Seine Vorräte dürften bis in den Winter reichen.

"In diesem Jahr hat die Saison etwa zehn Tage später begonnen", sagt Christine Gamrat. Trotz des trockenen und zunächst recht warmen Frühjahrs hätten die kühlen Regentage zum Schluss noch für Verzögerung gesorgt. Das sieht man auch am Wildwuchs, der zwischen den Pflanzreihen mittlerweile kräftig wuchert. Doch damit müssen die Erdbeerpflücker leben. Denn auf den Einsatz von Pflanzenvertilgungsmitteln wird auf den Feldern von Bauer Kühl verzichtet. "Bei uns wird nicht gespritzt", versichert Christine Gamrat. Die Erdbeerexpertin verleiht auch Sammelkörbe und gibt Tipps, wo auf dem riesigen Feld noch die meisten Früchte zu finden sind.

Wie an der Kellerstraße in Rellingen gibt es derzeit auf zahlreichen Feldern im Kreis Pinneberg Gelegenheit zum Selbstpflücken von Erdbeeren. Die Saison geht noch bis in die ersten Juli-Tage. Wer keine Lust zum Pflücken hat, kann die Ware gegen Aufpreis auch im Korb kaufen.