Reservoir unter dem Dorf wird angezapft: Kubikmeter kostet die Bürger nur 70 Cent - die Hamburger zahlen 1,57 Euro.

Ellerhoop. Wasser ist das kostbarste Gut der Menschheit. Und daher schlucken wir meist kritiklos die Post vom Versorger mit der Mitteilung über die Preiserhöhung. Auch die Ellerhooper haben mal wieder Nachricht bekommen. Nur erfuhren sie, dass sie künftig noch weniger fürs Lebenselixier zahlen müssen. Exakt 70 Cent für den Kubikmeter, statt vorher 1,31 Euro. Im Vergleich: In Hamburg kostet der Kubikmeter brutto aktuell 1,57 Euro.

Möglich macht diesen Wasserpreis, der bundesweit zu den günstigsten zählt, die 2003 gegründete Wassergenossenschaft Ellerhoop. Zuvor hatte es in der 1330-Seelen-Gemeinde jahrelang Gerangel um die Zukunft der Wasserversorgung gegeben. Vorausgegangen war der Beschluss des Gemeinderats, als Kommune wegen zu hoher Kosten aus dem Wassergeschäft auszusteigen. Stattdessen sollte ein überregionales Versorgungsnetz angezapft werden. Zwei Mal sprachen sich die Ellerhooper per Bürgerentscheid gegen einen externen Versorger aus. Zum einen fürchteten sie höhere Kosten. Zum anderen wollten sie nicht verstehen, warum sie an ein fremdes Netz gezwungen werden sollten, obwohl direkt unter dem Dorf aus der Ellerbeker Rinne Wasser höchster Güte sprudelte. Auch deshalb zapfen viele Ellerhooper noch heute ihr Wasser aus Privatbrunnen.

Der Ellerhooper Protest hatte Erfolg. 52 Bürger taten sich damals zusammen und gründeten eine Wassergenossenschaft. Darunter das Ehepaar Hans-Joachim und Gaby Santen. "Mit den Einlagen haben wir der Gemeinde für 42 000 Euro das marode Mini-Wasserwerk abgekauft und das 1,2 Kilometer lange Leitungsnetz übernommen", erzählt Hans-Joachim Santen. Mit Hilfe von Fördermitteln modernisierten und erweiterten die Genossen die Brunnenanlage. Inzwischen fließt in 135 Haushalten dorfeigenes Wasser, 2003 waren es 91. Im vergangenen Jahr wurde ein komplettes Neubaugebiet und der mächtige Baum- und Pflanzenpark Arboretum ans Genossenschaftsnetz angeschlossen. "Inzwischen misst das Leitungsnetz 3,5 Kilometer. "Das sind echte Zuwachsraten", sagt Ludwig Wieprecht, Aufsichtsrat der Ellerhooper Wassergenossenschaft. "Davon kann die deutsche Wirtschaft doch nur träumen, oder?"

2007 verzeichnete die Ellerhooper Wassergenossenschaft einen Bilanzgewinn von 4300 Euro, für 2008 erwirtschaftete die Genossenschaftler trotz hoher Investitionen rund 7000 Euro Gewinn. Die Rücklagen wachsen, die Überschüsse landen als Rückvergütung und Dividenden bei den aktuell 68 Genossenschaftsmitgliedern und schlagen sich im Wasserpreis nieder.

So ganz ohne Sorgen ist das Genossenschaftsleben dennoch nicht. "Wir brauchen dringend Nachwuchs im Vorstand und im Aufsichtsrat", sagt Vorsitzende Gaby Santen. "Wir kriegen viel Zuspruch und Lob in Ellerhoop und regelmäßig Anfragen aus ganz Deutschland von Bürgern, die sich bei uns Rat und Anregungen holen. Aber Leute zu finden, die aktiv mitarbeiten wollen, ist sehr schwer." Denn: Der Erfolg der Wassergenossenschaft gründet sich ausschließlich auf ehrenamtlichem Engagement der drei Vorstände und der vier Aufsichtsratmitglieder. "Reich wird niemand damit. Eine Genossenschaft wie unsere funktioniert nur erfolgreich, so lange niemand gierig wird."