Überkapazitäten machen 100-Millionen-Euro-Investition unsinnig. Landrat Grimme: “Den Markt weiter beobachten.“

Kummerfeld/Tornesch

Die Müllverbrennungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe wird nicht ausgebaut. Gestern informierte der Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB), Gerd Doose, seine 200 Mitarbeiter über diese Entscheidung. Betriebswirtschaftlich lohne sich die geplante Investition von 100 Millionen Euro nicht. Überkapazitäten in den 60 Verbrennungsöfen in Deutschland hätten den zu erzielenden Verbrennungspreis seit Beginn der Planung Ende 2006 von 130 auf unter 100 Euro je Tonne sinken lassen.

Reimer Schuldt, Sprecher der Bürgerinitiative "Aktiver Umweltschutz Ellerhoop", zeigte sich erfreut darüber. "Das ist eine schöne Nachricht. Die Planung war ohnehin schlecht und ist nun gescheitert." Neben dem fehlenden Bedarf für eine solch große Anlage habe auch gegen sie gesprochen, dass kein Konzept da war, die Abwärme an Privathaushalte oder Industriebetriebe weiterzuleiten. Sie wäre nur verpufft und hätte die CO2-Klimabilanz belastet.

Die GAB plante, die alte Anlage aus dem Jahre 1988, die pro Jahr 75 000 Tonnen Müll aus den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen verbrennt, bis 2015 in zwei Stufen um 200 000 Tonnen Verbrennungskapazität zu erweitern. Das Staatliche Umweltamt in Itzehoe hatte das dafür nötige Bundesimmissionschutz-Verfahren im vorigen Jahr genehmigt. Dagegen gab es Widersprüche, sodass das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Doose kündigte trotz des jetzigen Rückziehers an, das Verfahren formal bis zum Ende zu führen. Denn: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", bringt es Landrat Wolfgang Grimme als Aufsichtsratsvorsitzender der GAB auf den Punkt. "Wir werden den Markt weiter beobachten."

Doose betont, dass auch ohne den Ausbau genügend Abfall da sein werde, den Ofen bis 2016 zu befeuern. Dafür sorge die vertraglich abgesicherte Abfallkooperation mit den Nachbarkreisen. Er gehe sogar davon aus, dass die dann abgeschriebene Anlage auch darüber hinaus weiter betrieben werden kann.

Die Planungskosten, die Doose auf weniger als eine Million Euro beziffert, hätte allein das Unternehmen GAB belastet, an dem der Kreis und der Abfallkonzern Remondis etwa je zur Hälfte beteiligt sind. "Der Gebührenzahler musste dafür keinen Cent bezahlen."

Prognosen gehen davon aus, dass bis 2020 vier bis sechs Millionen Tonnen Müll in Deutschland fehlen werden, um alle Müllöfen anzuheizen.