Nein, die beiden Männer in den grau-adretten Jacketts waren weder in Sachen “Staubsauger“ noch im Namen des Herrn unterwegs.

Wedel - Das Duo, das da am Schwartenseekamp von Haustür zu Haustür zog, hatte eine politische Botschaft: "Guten Tag! Wir sind Landtagsabgeordnete und wollten mal hören, was Sie Landespolitikern so auf den Weg nach Kiel mitgeben würden." Die Sozialdemokraten Thomas Hölck und Ralf Stegner bei der Basis-Arbeit.

Es kommt ja nicht gerade häufig vor, dass einem Schleswig-Holsteins SPD-Chef mit dem Drang zu Höherem ("Ich kandidiere im nächsten Jahr für das Amt des Ministerpräsidenten") auf den Klingelknopf drückt. Die Reaktionen reichten entsprechend von Überraschung und einem souveränen "Klar, ich kenn' Sie doch" bis zu eher schmallippigen Wortwechseln wie "Kein Interesse! - An Politik? - Nee, an einem Gespräch."

Aber wenn es denn zu einer Episode des Projekts "Haustürgespräch" kam, entspann sich manch munter-informative Plauderei. Stegner, der ohne sein einstiges Modeattribut Fliege nun mit oberstem Hemdknopf offen und nach dem Frisurwechsel von "Günther-Oettinger-Beton-Bürste" zu "Seitenscheitel mit leichter Strubbel-Komponente" deutlich lockerer wirkt als an früheren Tagen, machte sogar das, was man eingedenk seiner häufig hoch-ernsten Statements in den Medien von ihm wenig erwartet: Scherze und Lächeln. "Sie spielen auch Fußball?", fragte er Volker Wichmann, der für die Gäste sogar das Rasenmähen stoppte. "Ja früher, Linksaußen!" "Gefällt mir sehr", sagte Stegner und verriet nicht, ob ihm dabei auch gleich die eigene politische Position in der SPD einfiel. "Ich war Torwart", konterte er und beteuerte schmunzelnd: "Natürlich stimmt es nicht, dass alle Torleute einen Schlag weghaben."

Themenwechsel zu Kindergärten. Wie denn die Situation sei? Ob bekannt sei, dass das dritte Jahr auf SPD-Betreiben beitragsfrei ist? Wie es denn mit den Schulen aussieht? Stegner nahm Stimmung auf, um die Detailauskünfte zur regionalen Lage kümmerte sich dann Kollege Hölck. Und gemeinsam berichteten sie von Plänen, die komplette Kindergartenzeit gratis zu gewähren: "Das kostet nur 200 Millionen - die von der CDU vorgeschlagene Abschaffung des Solidarbeitrages würde dagegen 50 Milliarden Euro kosten!" So etwas kam bei den drei jungen Müttern, die mit ihren Steppkes auf der Straße unterwegs waren, natürlich prima an.

In solchen Momenten hellten sich die Mienen der Abgeordneten, deren Partei in Umfragen so um die zehn Prozent hinter der CDU rangiert, sichtlich auf. Und als Hobby-Gärtner Wichmann die Tingel-Tour mit den Worten wertete: "Die Aktion finde ich toll. Es ist das erste Mal, dass ich einem Kommunalpolitiker begegne", strahlten die beiden Hausbesucher sogar. Jedoch wurden Mahnungen und Beschwerden ebenfalls entspannt aufgenommen. Dejan Marinkovic stellte klar: "Hauptsache, Sie halten nach der Wahl auch, was Sie jetzt versprechen. Dafür toi, toi, toi."

"Also, die Sache mit der Schulreform ist gar nicht gut gelaufen", beklagte Kirsten Lindemann. Die Mutter berichtete, dass sie über die Idee, Real- und Hauptschule zur Regionalschule zu vereinigen, gar nicht begeistert sei. "Da könnte man vieles besser machen", sagte sie.

Thomas Hölck versprach, Kontakt zu halten.

Insgesamt zeigten sich die beiden Landespolitiker mit ihrer Aktion zufrieden. Stegner: "Die Rückmeldungen auf die ,Haustürgespräche' sind gut. Ich mache das schon eine Weile immer dann, wenn es in den Terminkalender passt. Das soll auch dauerhaft so bleiben."